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  Die Macht des Großen Geldes brechen!

Eric S. Margolis

Meine Eltern, die die Zeit der Depression in den 1930ern erlebt haben, lehrten mich zwei Grundsätze: kauf nichts, ehe du es mit deinem Ersparten bezahlen kannst; und spare immer einen beträchtlichen Teil deines Einkommens. 

Für mich sind Schulden Gift. Ein Gift, das unser gesamtes Wirtschaftssystem schwer krank gemacht hat. Genauso schlimm ist, dass die Amerikaner und viele Europäer total abhängig sind von Schulden.

Bedenken Sie: als Alan Greenspan 1987 den Vorsitz der Notenbank der Vereinigten Staaten von Amerika übernahm, betrugen die öffentlichen und privaten Schulden in den Vereinigten Staaten von Amerika laut einer Untersuchung des geachteten Politikanalysten Kevin Phillips insgesamt $10,5 Billionen. 

2006 waren die Schulden der Vereinigten Staaten von Amerika auf $43 Billionen explodiert, als eine gigantische von Greenspan geschaffene Kreditblase angeschwollen war.

Die Wohnkosten zählten für 40% des Wachstums der Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika. Finanzdienstleistungen stiegen von 10,9% des Bruttoinlandsprodukts im Jahr 1950 auf 20,4% und wurden Amerikas führender Wirtschaftszweig. 

Die gesamten Schulden der Vereinigten Staaten von Amerika schnellten von $2,4 Billionen im Jahr 1974 auf $44,7 Billionen 2006 – dem Jahr, ehe die Große Rezession begann. 

Die Produktion, einst der feste Fels des sagenhaften Reichtums Amerikas – 30% der Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahr 1950 – war 2005 auf nur mehr 12% gesunken.

Zum Geschäft des amerikanischen Geschäftslebens war das Weiterreichen von Papier geworden, ein Vorgang, der als „Verbriefung“ bezeichnet wird, das ist die Substitution von Krediten durch handelbare Wertpapiere. 44% des Gewinns der amerikanischen Konzerne kamen aus dem Finanzsektor (Geldverleih); nur 10% aus der Produktion von Gütern. 

Die marktschreierisch angepriesene Wirtschaft der Vereinigten Staaten von Amerika wurde in ihrem Wachstum total abhängig von leicht erhältlichen Konsumentenkrediten und wackeligen Hypotheken. Geld leihen wurde zum amerikanischen Standard auf allen Ebenen von Gesellschaft, Geschäft und Regierung.

Die Amerikaner wurden schuldensüchtig.

Milliardenschwere Gewinne aus dem Geldverleih ermöglichten es der Finanzindustrie, alle Politiker zu kaufen, die sie wollte, sowie die Medien gefügig zu halten. Die Regulierung des Finanzmarktes funktionierte kaum und den Banken war gestattet, $35-40 pro $ 1 ihrer Geldeinlagen zu verleihen. Die Manager der großen Pools unregulierten Kapitals, genannt Hedgefonds, mussten nur 15% Steuern bezahlen, während normale Arbeiter das Doppelte oder mehr bezahlten.

Amerikas Wildwest-Finanzen krachten 2007-2008 zusammen. Die tiefgehenden strukturellen Probleme, die den Zusammenbruch verursacht hatten, wurden allerdings nicht voll angegangen. Washingtons Antwort war mehr Schulden zur Sanierung der Probleme, die durch zu hohe Schulden verursacht worden waren. Es konnte nicht ausbleiben, dass diesen Sommer eine neue Finanzkrise in den Vereinigten Staaten von Amerika und in Europa zuschlug.

Geld sollte nicht durch Geld gemacht werden, sondern durch die Schöpfung und den Verkauf von Dingen, die einen Wert haben. Die Banker spielten früher eine nützliche Rolle bei der Finanzierung langfristiger Kapitalprojekte wie Straßen, Dämme, Brücken. Das können sie noch immer machen mittels einer Art der islamischen „Sukuk“-Wertpapiere, bei denen Banken untereinander das Risiko bei Projekten aufteilen, die sie finanzieren und für die sie anteilig Zinsen bekommen.

Heute allerdings hat sich ein großer Teil des Banksektors des Westens zu einer parasitären Plage entwickelt, die die Wirtschaften der Vereinigten Staaten von Amerika und Europas ausblutet. Die derzeitige Finanzkrise beruht auf außer Kontrolle geratenem Schuldenmachen von Regierungen, unzureichenden Kontrollen für Bankkredite und galoppierender Gier.

Die Vereinigten Staaten von Amerika werden wahrscheinlich ähnlich wie Japan tief in wirtschaftlicher Stagnation und Deflation stecken bleiben, bis die Macht von Wall Street gebrochen ist. Ich sage das als wirtschaftlich Konservativer, privater Vermögensverwalter und langfristiger Investor.

Amerika muss wieder Dinge produzieren, die andere haben wollen.

Das heißt, dass die Regierung Produzenten und Sparern wesentliche Steuervorteile bieten muss. Das heißt eine entsprechende Besteuerung der Wall Street, die bis jetzt mit Mord davongekommen ist. Die Banken, die zu groß sind, als dass man sie pleite gehen lassen kann, müssen zerbrochen werden, gerade wie es die Kartellwächter im frühen 20. Jahrhundert gemacht haben. Finanzmacht muss entflochten und aufgeteilt werden. 

Die amerikanische Industrie bleibt weiterhin sehr stark. Ich kaufe zur Zeit Aktien und Wertpapiere großer amerikanischer Firmen wie Automatic Data Processing, Exxon, Microsoft und Johnson&Johnson. Ich vertraue deren Finanzen mehr als dem Finanzministerium der Vereinigten Staaten von Amerika.

Anstatt die Steuern zu erhöhen, muss Amerika jetzt die Macht des unproduktiven Großen Geldes brechen, damit die amerikanischen Firmen weiter Arbeitsplätze schaffen und nationalen Reichtum erwirtschaften können.

Die amerikanischen Arbeiter werden die bittere Pille schlucken und verstehen müssen, dass sie substantielle Lohneinbußen hinnehmen müssen, um den Export anzukurbeln. Die Geschäftsführer der Firmen in den Vereinigten Staaten von Amerika müssen lernen, dass die Entlassung von Arbeitern beschämend ist und nicht ertragbringend. Sie können als gutes Vorbild vorangehen, indem sie ihre obszön hohen Bezüge und Begünstigungen heruntersetzen.   

Wie Amerika tickt, so tickt ein großer Teil der Welt. Amerika braucht eine neue Revolution, um seine wirtschaftliche Lebenskraft und den sozialen Frieden wiederherzustellen.

 
     
  erschienen am 13. August auf > ericmargolis.com > Artikel  
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