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  Kann China Amerika in Schach halten?

John V. Walsh 

 

„Kann Amerika China in Schach halten?” wird oft im Westen gefragt. Ausgehend von Amerikas endlosen Kriegen und Angriffen gegen die Entwicklungsländer der Welt sollte die Frage jedoch lauten: „Kann China Amerika in Schach halten?“ Oder zumindest: kann China die Vereinigten Staaten von Amerika zurückhalten, mehr Schaden in Ostasien und vielleicht auch anderswo in der Dritten Welt anzurichten?

Letzte Woche reiste Obama nach Peking zum Gipfel der Asian Pacific Economic Cooperation (APEC – Asiatisch-pazifische wirtschaftliche Zusammenarbeit) als Repräsentant des Westens und dessen Jahrhunderte altem großen Projekt in Ostasien. Und was war das für ein Projekt? Die Geschichte sagt uns, dass der Westen mit seinen Missionaren und Soldaten, Obamas Vorgängern, die Region in Leiden und Blut gebadet hat. Hier eine kurze unvollständige Liste: die Opiumkriege gegen China, der Krieg gegen die Philippinen, die Atombomben auf Japan, die Kriege gegen Korea und Vietnam, die verheerenden Bombardierungen von Laos und Kambodscha, der blutige CIA-Putsch in Indonesien und die militärische Niederschlagung der koreanischen Bewegung zum Sturz der Park-Diktatur. 

Dieser kurze historische Abriss erfasst nur den angloamerikanischen Beitrag zu der Vergewaltigung Ostasiens durch Europa. Jahrhunderte hindurch war jede westeuropäische Macht, die einigermaßen über entwickelte militärische Technologie verfügte, an der Plünderung im westlichen Pazifik beteiligt.

Obama kam nach Ostasien, um im Wesentlichen zu sagen: „Wir sind noch nicht fertig. Die unentbehrliche Nation muss überall die Nummer eins sein. Wir sind abgezogen, als die Vietnamesen uns gedemütigt und aus der Gegend vertrieben haben. Aber wir sind zurück. Wir bauen die Achse.“

Schon bevor Obama die Vereinigten Staaten von Amerika verließ, war seine „Achse“ in den westlichen Pazifik in die Binsen gegangen, weil die Vereinigten Staaten von Amerika im Mittleren Osten bis zum Hals im Sumpf stecken, dank der israelischen Lobby, und weil die Vereinigten Staaten von Amerika Russland in eine Umarmung mit China getrieben haben, indem sie einen faschistisch infizierten Staatsstreich in der Ukraine veranstalteten. Um der Form treu zu bleiben, konnte sich Obama nicht zurückhalten, ein bisschen weiter in den Sumpf des Mittleren Ostens hineinzuwaten, indem er weitere 1.500 Mann Bodentruppen auf die Schlachtfelder im Irak schickte, gerade vor er seine imperiale Boeing 747 bestieg.

Am Abend des APEC-Gipfels wurde die russisch-chinesische Beziehung lebendig, als die Präsidenten Putin und Xi einen bedeutenden Vertrag über eine Pipeline abschlossen, die das Erdgas nach China bringen wird, das die Vereinigten Staaten von Amerika den Europäern durch ihren Staatsstreich in Kiew abzudrehen geschafft haben. Diese Pipeline, die so genannte Westliche oder Altai Line, ist die zweite von Russland nach China, nachdem die erste mit großem Trara im letzten Mai vereinbart wurde. Diese Landrouten versorgen China mit reichlichen Erdölressourcen, die nicht durch die massiv präsente Marine der Vereinigten Staaten von Amerika auf See unterbrochen werden können. Das verbessert die Sicherheit des Reichs der Mitte angesichts der Achse. Der Vertrag geht daher weit über die symbolische Wirkung hinaus. Durch ihn verliert der Behemoth der amerikanischen Marine an Bedeutung als Instrument der Weltherrschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, obwohl der Steuerzahler der Vereinigten Staaten von Amerika um keinen Cent weniger dafür bezahlen muss. 

Die Gespräche beim APEC Gipfel drehten sich um die Wirtschaft, die den zukünftigen Zustand der Welt bestimmen wird. Chinas Wirtschaft ist jetzt ein bisschen größer als die der Vereinigten Staaten von Amerika, gemessen an der Kaufkraftparität, und ist auf dem Weg, den Gleichstand mit den Vereinigten Staaten von Amerika in absoluten Zahlen innerhalb eines Jahrzehnts zu erreichen. China ist unermüdlich aus auf wirtschaftliches Wachstum und die allgemeinen stabilen Verhältnisse, die dieses erfordert.

Was hatte Obama anzubieten? Er hausierte mit seinem Transpazifischen Partnerschaft (TPP) Handelsabkommen, das Japan und 10 weitere pazifische Länder umfassen, China aber ausschließen soll. Ohne eine Miene zu verziehen sagte er, dass dessen Zweck nicht ist, China in Schach zu halten oder zu isolieren, obwohl genau das dahinter steckt. Das TPP macht allerdings keine besonderen Fortschritte, weil es geheim von den und für die Konzerne und Finanzmonolithen der Vereinigten Staaten von Amerika verfasst worden ist. Andere Länder werden den TPP-Köder nicht schlucken, wenn sie wenig oder nichts davon haben.

Einige westliche Kommentatoren betrachteten die Freihandelszone Asien-Pazifik (FAATP) als chinesischen Gegenschlag gegen TPP. Aber obwohl China hart drängte, die FAATP auf dem APEC-Gipfel voranzubringen und dafür die Zustimmung von allen 21 Teilnehmern bekam, ist diese keine neue Idee und auch keine chinesische Idee. Die Idee besteht seit der Gründung von APEC 1989, laut dem Premierminister von Singapur Lee Hsien, der China lobte, weil es auf den nächsten Schritt zur Realisierung des Pakts drängt, der in einer zwei Jahre dauernden Untersuchung bestehen wird. Lee sagte, dass wenn FAATP endlich geschaffen wird, diese allen Ländern in der Region zugute kommen und eine der größten Freihandelszonen der Welt sein wird.

In ähnlicher Weise hat China die Führung übernommen bei der Schaffung der Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB), welche Kapital für dringend benötigte Investitionen in der Region bereitstellen wird. Der Bedarf an Investitionen wird auf $8 Billionen geschätzt; China hat die ersten $100 Milliarden zur Verfügung gestellt, die Zentrale wird in Peking sein. Die Bank wurde formell im Oktober nur einige Wochen vor Beginn des APEC-Gipfels feierlich eröffnet und umfasste 21 Länder: China, Indien, Thailand, Malaysia, Singapur, die Philippinen, Pakistan, Bangladesh, Brunei, Kambodscha, Kasachstan, Kuwait, Laos, Myanmar, Mongolia, Nepal, Oman, Qatar, Sri Lanka, Usbekistan und Vietnam. Australien, Indonesien und Südkorea traten nicht bei, obwohl sie vor einem Jahr Interesse bekundet hatten – eine Wendung aufgrund von Druck seitens der Vereinigten Staaten von Amerika. Es ist kaum anzunehmen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nicht versuchen, China zu isolieren und zu schwächen, also „in Schach zu halten,“ indem sie andere Länder aus einem Gefüge herauszerren, das ihnen Nutzen bringen würde.

Aber was immer die Vereinigten Staaten an diesem Punkt versuchen mögen, China verfügt über ausreichende militärische Stärke, um einen Angriff des Westens zurückzuschlagen – wenn auch nicht, um selbst einen zu unternehmen. Damit und mit seiner wirtschaftlichen Stärke sollte China imstande sein, der Welt Alternativen zu den Diktaten des Westens zu bieten. BRICS könnte das erste Beispiel dafür sein. Und Chinas Wirtschafts- und Infrastrukturprojekte in Asien, die bis an Europa heranreichen, verkünden eine neue und willkommene multipolare Welt, wie sie hier skizziert wird.  

Die Vereinigten Staaten von Amerika sind damit beschäftigt, in vielen Teilen der Welt zu bombardieren, Sanktionen zu verhängen und Elend und Zwistigkeiten zu säen – ganz besonders im Mittleren Osten. In Ostasien haben sie bisher eine Politik der Isolierung Chinas und des Aufbaus von Allianzen gegen China verfolgt. China hingegen war fleißig dabei, reich zu werden und andere zu ermutigen, dasselbe zu tun. Die Vereinigten Staaten von Amerika preisen aufdringlich Kanonen an, China macht Geschäfte mit Butter. Was ist besser für die Menschheit?

 
     
  erschienen am 17. November 2014 auf > Antiwar.com > Artikel  
  Archiv > Artikel von John V. Walsh auf antikrieg.com  
 
siehe dazu im Archiv:
  Ron Unz - Chinesisches Melamin und amerikanisches Vioxx: ein Vergleich
  Ron Unz - Chinas Aufstieg, Amerikas Niedergang
  Jean-Paul Pougala - Die Lügen hinter dem Krieg des Westens gegen Libyen
  Eric Margolis - Das große Gasfiasko des Westens
  Ismael Hossein-zadeh - Warum Regimewechsel in Libyen?
  Jack A. Smith - Hinter dem amerikanisch-nordkoreanischen Getöse
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
  Glen Ford - Obamas Krieg gegen die Zivilisation
  Greg McInerney - Die Ruinierung Irlands
 
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