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  Die Made-in-USA-Finanzministerin der Ukraine

Robert Parry

 

Die neue Finanzministerin der Ukraine Natalie Jaresko, eine ehemalige Beamtin des Außenministeriums der Vereinigten Staaten von Amerika, der erst diese Woche die ukrainische Staatsbürgerschaft verliehen wurde, leitete ein von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika finanziertes Investitionsprojekt für die Ukraine, welches beträchtliche Insidergeschäfte inkludierte, darunter die $1 Million + Spesen für eine Managementfirma, die sie ebenfalls kontrollierte.

Jaresko diente als Präsidentin und Geschäftsführerin von Western NIS Enterprise Fund (WNISEF), der von der Behörde der Vereinigten Staaten von Amerika für Internationale Entwicklung (U.S. AID) mit $150 Millionen eingerichtet wurde, um geschäftliche Aktivitäten in der Ukraine zu fördern. Sie war auch Mitbegründerin und geschäftsführende Partnerin von Horizon Capital, welche die WNISEF-Investitionen zu einem Gebührensatz von 2-2,5 Prozent des eingesetzten Kapitals betreute, wobei die Gebühren in den letzten Jahren laut dem WNISEF-Jahresbericht $1 Million überstiegen haben. 

Das Wachstum dieses Insiderhandels beim vom Steuerzahler der Vereinigten Staaten von Amerika finanzierten WNISEF wird weiter unterstrichen durch die Zahl der Abschnitte, die den „Transaktionen beteiliger Parteien“ gewidmet sind, das sind potenzielle Interessenskonflikte, zwischen einem frühen Jahresbericht aus dem Jahr 2003 und einem zehn Jahre später.

In dem Bericht 2003 wurden die „Transaktionen der verbundenen Parteien“ in zwei Absätzen aufgelistet, der größere Posten in der Höhe von $189.700 ging an eine in Schwierigkeiten steckende Computermanagementfirma, in die WNISEF investiert hatte. 

Im Bericht 2012 umfasste der Bereich „Transaktionen der verbundenen Parteien“ etwa zwei Seiten und enthielt nicht nur die Managementkosten von Jareskos Horizon Capital ($1.037.603 im Jahr 2011 und $1.023.689 2012, sondern auch die WNISEF Mitinvestitionen in Projekte mit dem neuen Emerging Europe Groth Fund (EEGF), wo Jaresko Gründungsmitglied und Geschäftsführerin war. Jareskos Horizon Capital managte auch EEGF.  

Von 2007 bis 2011 investierte WNISEF $4,25 Millionen mit EEGF in die Firma Kerameya LLC, einen ukrainischen Ziegelproduzenten, und WNISEF verkaufte an EEGF 15,63% von Moldawiens Fincombank für $5 Millionen, so der Bericht. Er führte auch intensiven Austausch von Personal und Ausstattung zwischen WNISEF und Horizon Capital an.  

Obwohl es für den Außenstehenden schwer herauszufinden ist, wer bei diesen Insidergeschäften wieviel verdient hat, könnten sie ein schlechtes Licht auf Jareskos Rolle als neue ukrainische Finanzministerin werfen, geht man vom schlechten Ruf des Landes in Sachen Korruption und Vetternwirtschaft aus, einem Hauptargument für den von den Vereinigten Staaten von Amerika unterstützten „Regimewechsel,“ der im vergangenen Februar den gewählten Präsidenten Janukowitsch stürzte. 

 

Sinkende Investitionen

Aufgrund der Daten aus dem WNISEF Jahresbericht 2012 hatte es auch den Anschein, als hätten die Steuerzahler der Vereinigten Staaten von Amerika rund ein Drittel ihrer Investitionen in WNISEF verloren, da die Bilanz des Fonds $98.074.030 im Vergleich zum ursprünglichen von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika eingezahlten Betrag von $150 Millionen aufwies.

Betrachtet man die zusammenbrechende urkainische Wirtschaft seit dem Staatstreich am 22. Februar, dann wird der Wert des Fonds wahrscheinlich weiter gesunken sein. (Bemühungen, am Freitag mehr neuere Angaben von den WNISEF bzw. Horizon Capital Websites zu bekommen, war unmöglich, weil die Sites nicht mehr funktionierten.) 

Jenseits der langen Liste von „Transaktionen der verbundenen Parteien“ in dem Jahresbericht gab es auch vage Anschuldigungen über Ungehörigkeiten gegen Jaresko von einem Firmeninsider, nämlich ihrem Ex-Gatten Ihor Figlus. Sein Whistleblowing wurde jedoch durch eine gerichtliche Verfügung gestoppt, die auf Jareskos Drängen erlassen worden war. 

John Helmer, ein langjähriger Auslandskorrespondent in Russland, enthüllte die Konturen dieser Auseinandersetzung in einem Artikel, in dem er Jareskos Geschichte als Nutznießerin der Freigiebigkeit von U.S.AID schilderte und wie ihr das ermöglichte, via WNISEF, Horizon Capital und EEGF zur Investmentbankerin zu werden.

Helmer schrieb: „Was genau passierte, als Jaresko das Außenministerium verließ, um ihr von der Regierung bezahltes Geschäft in der Ukraine anzutreten, wurde von ihrem Ex-Mann in Papieren vorgebracht, die bei dem Gerichtshof von Delaware 2012 und 2012 eingereicht wurden ...

„Ohne Figlus und ohne die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hätte Jaresko kein Investitionsgeschäft in der Ukraine betrieben. Das Geld zur Finanzierung des Geschäfts und ihrer Partnerschaftsanteile bekamen Figlus und Jaresko, wie sich jetzt herausstellt, als Kredit von Washington.“

Laut Helmers Artikel hatte Figlus die Firmenaufzeichnungen 2011 überprüft und war zum Schluss gekommen, dass einige Darlehen „missbräuchlich“ waren, aber es fehlte ihm das Geld, um weiter zu recherchieren, daher wandte er sich an Mark Rachkevych, einen Reporter der Kyiv Post, und gab ihm Informationen, um die Korrektheit der Darlehen zu untersuchen.

„Als Jaresko mitbekam, dass Schwierigkeiten im Anzug waren, schickte sie Figlus ein Erinnerungsschreiben, dass er ein Schweigeabkommen geschlossen hatte“ und erwirkte eine zeitweilige Verfügung in Delaware im Namen von Horizon Capital und EEGF, um Figlus davon abzuhalten, weitere Firmengeheimnisse auszuplaudern, schrieb Helmer.

„Es war nicht unüblich für amerikanische Ehegatten, in das Anlagenmanagementgeschäft in der ehemaligen Sowjetunion zu gehen und Profite zu machen, garantiert von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika mit Informationen, die sie aufgrund ihrer Positionen in oder Kontakte mit der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hatten,“ fuhr Helmer fort. „Nur in Ausnahmefällen haben sie Probleme mit der Beute.“

Jaresko, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika in Kiew arbeitete, hat gesagt, dass Western NIS Enterprise Fund „von der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika finanziert wurde, um in kleine und mittlere Unternehmen in der Ukraine und Moldawien zu investieren – im Wesentlichen um die private Industrie in der Region ‚anzustarten’.“

Während der letztliche Erfolg dieses von den Vereinigten Staaten von Amerika finanzierten Unterfangens noch immer unbekannt sein mag, so ist klar, dass das U.S.AID-Geld Jareskos Karriere im Bereich Kapitalinvestitionen „anstartete“ und sie auf den Weg brachte, der sie jetzt zu ihrem Job als neue ukrainische Finanzministerin geführt hat. Der ukrainische Präsident Petro Poroshenko führte ihre Erfahrung in diesem Investitionsbereich an, um seine unübliche Entscheidung zu erklären, einer Amerikanerin die Leitung der Finanzen der Ukraine zu übertragen und ihr die Staatsbürgerschaft zu verleihen.  

 

Eine große Investition

Der beträchtliche Betrag, den die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika in Jareskos WNISEF-Investitionsfonds investierte, wirft ein neues Licht darauf, wie die Stellvertretende Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten Victoria Nuland die Ausgaben der Vereinigten Staaten von Amerika für die Ukraine seit deren Unabhängigkeit 1991 mit der erstaunlichen Summe von „mehr als $5 Milliarden“ beziffern konnte, was sie letzten Dezember bei einem Treffen von amerikanisch-ukrainischen Unternehmensführern tat, wo sie auf „Regimewechsel“ in Kiew drängte.

Der Betrag war so hoch, dass er einige von Nulands Kollegen im Außenministerium überraschte. Einige Monate später – nachdem ein von den Vereinigten Staaten von Amerika gestützter Staatsstreich Janukowitsch gestürzt und die Ukraine in einen hässlichen Bürgerkrieg gehetzt hatte – bezeichnete der Unterstaatssekretär für Öffentliche Angelegenheiten Richard Stengel die Zahl $5 Milliarden als „alberne“ russische Falschinformation, nachdem er davon in Russlands RT-Netzwerk gehört hatte.

Stengel, ein ehemaliger Redakteur des Time magazine, wusste anscheinend nicht, dass die Zahl von einer höheren Kollegin im Außenministerium stammte.

Nulands Zahl „über $5 Milliarden” erschien hoch, sogar wenn man die vielen Millionen Dollars zusammenzählte, die in den letzten paar Jahrzehnten von U.S.AID (die geben ihre Ausgaben für die Ukraine mit $1,8 Milliarden an) und der von den Vereinigten Staaten von Amerika finanzierten Nationalen Stiftung für Demokratie (NED), die hunderte von Projekten zur Unterstützung ukrainischer politischer Aktivisten, Medienleute und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ausgegeben wurden.

Wenn man aber die Freizügigkeit betrachtet, die Natalie Jaresko gewährt wurde, dann kann man beginnen, das alte Sprichwort zu verstehen, dass hundert Millionen hier und hundert Millionen dort bald einen wirklichen Haufen Geld ergeben.

Diese Zahlungen über mehr als zwei Jahrzehnte an verschiedene Leute und Gruppierungen in der Ukraine bilden eine bedeutende Investition in ukrainische Mitarbeiter, die jetzt bereit sind, die Aufträge der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika zu erfüllen.

 
     
  erschienen am 5. Dezember 2014 auf > consortiumnews.com > Artikel  
 
siehe dazu im Archiv:
  William Blum - Scheinheiligkeit dieser Größenordnung verdient Respekt!
  Glen Ford - Obamas Krieg gegen die Zivilisation
  Tarak Barkawi - Atomwaffen und orientalische Verhältnisse
  Greg McInerney - Die Ruinierung Irlands
  Jack A. Smith - Hinter dem amerikanisch-nordkoreanischen Getöse
  Stephen F. Cohen - Ein Brief an ‘The New York Times’
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
 
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