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  Ein weiterer großer Schritt zu einem großen Krieg

Eric Margolis

 

Schlagen Sie Seite 214 in dem Buch “Krieg führen für Dummköpfe” auf! Da werden Sie finden: „Plane Operationen genau an der Grenze zu deinem Nachbarn, fliege in Zick-Zack-Linien, mache unanständige Gesten gegenüber feindlichen Piloten und schieß sie ab, wenn du kannst.“

Am Dienstag dieser Woche kam es zum unausbleiblichen Zusammenstoß an der syrisch-türkischen Grenze westlich von Aleppo. Soweit wir bisher wissen, drangen zwei russische SU-24-Bomber, die anti-Damaskus-Kräfte bombardiert hatten, kurz in den türkischen Luftraum ein und hielten sich dort 17 Sekunden lang auf.

Türkische F-16 Kampfflugzeuge, die eindeutig schon in dem Bereich in Bereitschaft standen, stürzten sich auf die Russen und schossen einen Sukhoi mit einer Luft-Luft-Rakete ab. Einer der russischen Piloten wurde getötet – wahrscheinlich von protürkischen syrischen Stammesleuten, während er mit dem Fallschirm herunterkam. Ein russischer Marinesoldat wurde getötet, als der Helikopter, der auf dem Weg war, um die abgestürzten Piloten zu retten, von einer von den Vereinigten Staaten von Amerika gelieferten TOW-Panzerabwehrrakete getroffen wurde. 

Die Türkei behauptete, sie hätte das russische Flugzeug zehnmal gewarnt, bevor sie schoss. Wie die Türken ihre F-16s in Bereitschaft halten und zehn Warnungen innerhalb 17 Sekunden abgeben konnten, wurde nicht erklärt. Russlands Präsident Vladimir Putin beschuldigte wütend die Türken des Mordes und der Unterstützung von ISIS-Terroristen. 

Die unter dem Befehl der Vereinigten Staaten von Amerika stehende NATO-Allianz hatte es eilig, dem Mitglied Türkei den Rücken zu stärken, die Truppen an ihre lange Grenze mit Syrien schickte. Putin beorderte tödliche S-400 weitreichende Raketen nach Syrien und den Raketenkreuzer „Moskva“ vor die syrische Mittelmeerküste. Beide Systeme können große Teile des Westens von Syrien erfassen, darunter Gebiete, in die routinemäßig Flugzeuge der Vereinigten Staaten von Amerika, Frankreichs, des Vereinigten Königreichs und Israels eindringen.

Kurz gesagt, ein perfektes Hexengebräu für den Beginn eines wirklichen Kriegs zwischen Russland und dem Westen, das in Syrien und in der Ukraine gebrodelt hat. Streitkräfte der Vereinigten Staaten von Amerika operieren jetzt in beiden Ländern in unmittelbarer Nähe von russischen Truppen.

Der Ort dieses russisch-türkischen Zusammenstoßes war sehr interessant, obwohl das von den westlichen Medien nicht bemerkt wurde. Er liegt am südlichen Ende eines kleinen, engen Vorsprungs türkischen Territoriums, das nach Syrien hineinragt. 

Das betreffende türkische Territorium ist die Provinz Hatay: dort befindet sich der ehemalige Kreuzfahrerstützpunkt Antioch und der wichtige Hafen Iskenderun. Hatay war Schauplatz militärischer Krisen seit der ersten von dort berichteten Schlacht im Jahr 853 v. Chr.

Hatay gehörte zum historischen Syrien, ehe es nach dem Ersten Weltkrieg von Syriens französischen Kolonialherrn abgetrennt und der Türkei übergeben wurde in einem Versuch, die Türken zu bestechen, damit sie Frankreichs Verbündete wurden. Syrien hat lange die Rückgabe von Hatay gefordert.

Der Zusammenstoß in dieser Woche über Hatay wird wahrscheinlich die syrischen Forderungen nach der Rückgabe von Hatay wiederbeleben. Die Türkei weist alle syrischen Forderungen zurück. So wurde auch die Grundlage für einen neuen syrisch-türkischen Konflikt gelegt.

Wem soll man die Schuld geben an der jüngsten Krise an der türkisch-syrischen Grenze? Beiden Seiten. Keine hätte Flugeinsätze über der Grenzregion durchführen sollen. Es hätte eine Pufferzone von mindestens 10 km auf beiden Seiten der sensitiven Grenze geben müssen.

Den schießwütigen türkischen Hitzköpfen ist die Schuld daran zu geben, dass sie tödliche Gewalt bewilligt haben, obwohl ein paar Wackler mit den Tragflächen gereicht hätten, um die Russen zu vertreiben – falls sie überhaupt den Luftraum verletzt haben. Die Türkei kann sich mitnichten als unschuldig hinstellen, nachdem Waffen, Munition und logistische Unterstützung für ISIS fast fünf Jahre lang über ihre Grenzen nach Syrien geflossen sind.

Russland, das aus Versehen 1982 ein südkoreanisches Passagierflugzeug abschoss, ist auch kein Engel. Auch nicht die Vereinigten Staaten von Amerika, die 1988 ein iranisches Passagierflugzeug abgeschossen haben.

Die Türkei ist Frontmann der sonderbaren Koalition aus geheimen Unterstützern von ISIS, zu der die Vereinigten Staaten von Amerika, Saudiarabien, die Vereinigten Arabischen Emirate, Ägypten, Frankreich und das Vereinigte Königreich gehören. ISIS ist die Waffe ihrer Wahl gegen den schiitischen Iran und dessen syrische und libanesische Verbündete und sehr bald auch gegen die Taliban in Afghanistan. Das Problem ist, dass sie ISIS unterstützen, aber seine jugendlichen Mitglieder nicht unter Kontrolle haben. Der tollwütige Hund, den sie aufzuziehen halfen, läuft jetzt herum und beisst Menschen.

Indem die Türkei einen Kampf mit Russland eingeht, schießt sie sich selbst in den Fuß. Russland und der Vorgänger der modernen Türkei, das Ottomanenreich, trugen unzählige Kämpfe von den 1680ern bis zum Ersten Weltkrieg miteinander aus. Russland hat seinen Wunsch nie aufgegeben, sich die Straßen, wie Konstantinopel und die Dardanellen genannt wurden, unter den Nagel zu reißen.

Die Türkei exportiert Güter im Wert von $4 Milliarden nach Russland und importiert große Mengen von Weizen, Erdöl, Erdgas und Stahl. Der Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs wird hypernationalistische Türken Freudensprünge machen lassen, aber die Nachwirkungen werden die schwankende Wirtschaft der Türkei ernsthaft schädigen.

Putin und Erdogan aus der Türkei sollten sich so bald wie möglich treffen, um eine Lösung für ihr Problem zu finden, ehe es zu einer weiteren Stufe auf dem Weg zum Dritten Weltkrieg wird. 

 
     
  erschienen am 26. November 2015 auf > www.ericmargolis.com  
  Archiv > Artikel von Eric Margolis auf antikrieg.com  
 
Ca. 1 Stunde lang dauert dieses Video, das Sie sich ansehen sollten:
Michael Lüders - Wer den Wind sät … Was westliche Politik im Orient anrichtet
 
 
siehe dazu im Archiv:
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  Lyudmilla Alexandrova - Wird Gaddafis düstere Prophezeiung betreffend Europa in Erfüllung gehen?
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