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  USA und Iran stecken in den Verhandlungen fest

Pepe Escobar

 

Alle Wetten sind los in den geopolitischen wahnsinnigen Einsätzen, wenn wir hören, wie der Präsident der Vereinigten Staaten (POTUS) leichtfertig ankündigt, dass er einen nuklearen Erstschlag starten könnte, um den Krieg in Afghanistan zu beenden und dieses Land in einer Woche "vom Erdboden zu tilgen". Aber lieber möchte er es dann doch nicht, damit er nicht 10 Millionen Menschen töten muss.

Abgesehen davon, dass nicht einmal ein Atomschlag den legendären Kampfgeist der afghanischen Paschtunen unterdrücken würde, könnte die gleiche verzerrte Logik - einen nuklearen Erstschlag zu befehlen so wie man einen Cheeseburger bestellt - auch für den Iran und nicht nur für Afghanistan gelten.

Trump flip-floppte noch einmal, indem er erklärte, dass die Aussicht auf einen möglichen Krieg im Persischen Golf "in beide Richtungen gehen könnte, und für mich ist es OK, so oder so, wie es geht", sehr zur Freude der Psychopathen des Washingtoner Regierungsbezirks, die die Vorstellung verbreiten, dass der Iran darum bittet, bombardiert zu werden.

Kein Wunder, dass der gesamte globale Süden - ganz zu schweigen von der strategischen Partnerschaft zwischen Russland und China - einfach nichts von dem trauen kann, was aus Trumps Mund oder Tweets kommt, einem ununterbrochenen Feuerwerk, das als Einschüchterungstaktik eingesetzt wird.

Zumindest ist Trumps Machtlosigkeit gegenüber einem so entschlossenen Gegner wie dem Iran jetzt klar: "Es wird immer schwieriger für mich, einen Deal mit dem Iran abschließen zu wollen." Was bleibt, sind leere Klischees wie der Iran, der "sich sehr schlecht benimmt" und "der Terrorstaat Nummer eins auf der Welt" - das Mantra der Marschordnung, das aus Tel Aviv kommt.

Selbst der - illegale - totale Wirtschaftskrieg und die totale Blockade gegen Teheran scheinen nicht auszureichen. Trump hat zusätzliche Sanktionen gegen China angekündigt, weil Peking "Rohöl aus dem Iran akzeptiert". Chinesische Firmen werden diese einfach ignorieren.

Okay mit 'so oder so OK'

"So oder so OK" ist genau die Art von Antwort, die von der Führung in Teheran erwartet wird. Prof. Mohammad Marandi von der Universität Teheran bestätigte mir, dass Teheran Trump keine "Neuverhandlung" des JCPOA (des iranischen Atomabkommens) im Austausch für das Ende der Sanktionen angeboten habe: "Es ist keine Neuverhandlung. Der Iran bot an, die Ratifizierung von Zusatzprotokollen voranzutreiben, falls der Kongress alle Sanktionen aufhebt. Das wäre ein großer Erfolg für den Iran. Aber die USA werden das nie akzeptieren."

Marandi bestätigte auch, dass "da nichts Großes läuft" zwischen dem iranischen Außenminister Javad Zarif und dem provisorischen Verhandlungsführer der Trump-Administration, Senator Rand Paul: "Bolton und Pompeo bleiben an der Macht".

Entscheidend ist, dass Teheran eine Neuverhandlung mit dem Weißen Haus "unter allen Umständen" ablehnt, wie Hossein Dehghan, der oberste Militärberater des Obersten Führers Ayatollah Khamenei, es ausdrückte.

Dehghan machte noch einmal deutlich, dass im Falle eines militärischen Abenteuers jede einzelne Militärbasis des U.S. Imperiums der Militärbasen in Südwestasien ins Visier genommen werden soll.

Dies steht in engem Zusammenhang mit den inzwischen konsolidierten neuen Einsatzregeln des Iran, die vom Korrespondenten Elijah Magnier ausführlich erläutert wurden. Wir befinden uns weit in einem "Auge um Auge"-Territorium.

Und das bringt uns zu der alarmierenden Ausweitung des Irrsinns der Sanktionen, zum Beispiel im Fall der beiden iranische Schiffe, die mit Mais vor der Küste Südbrasiliens gestrandet sind, weil der Energieriese Petrobras, der Angst vor US-Sanktionen hat, sich weigert, sie zu betanken.

Der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro, ein leidenschaftlicher Trump-Arschkriecher, hat das Land in weniger als sieben Monaten in eine tropische US-Neokolonie verwandelt. Zu den Sanktionen der USA sagte Bolsonaro: "Wir sind auf ihre Richtlinien ausgerichtet. Also tun wir, was wir tun müssen." Teheran seinerseits hat gedroht, seine Importe von Mais, Sojabohnen und Fleisch aus Brasilien - ein Handelsvolumen von 2 Milliarden Dollar pro Jahr - zu verringern, es sei denn, die Betankung wird genehmigt.

Das ist eine äußerst ernste Entwicklung. Lebensmittel dürfen nicht - illegal - von der Trump-Administration sanktioniert werden. Der Iran muss nun vor allem Tauschhandel einsetzen, um Lebensmittel zu erhalten - da Teheran nicht über die CHIPS-SWIFT Bankenclearingstelle bezahlen kann. Wenn auch die Nahrungsmittelversorgung blockiert wird, bedeutet das, dass früher oder später auch die Straße von Hormuz blockiert werden kann.

Quellen im Washingtoner Regierungsbezirk bestätigten, dass die höchste Ebene der US-Regierung Brasilia den Befehl erteilt hat, diese Lieferung zu stoppen.

Teheran weiß das gut - denn dies ist Teil der Kampagne "Maximaler Druck", deren Ziel es ist, die iranische Bevölkerung in einem abscheulichen Feiglingsspiel auszuhungern.

Wie dies enden kann, wird durch ein ominöses Zitat von einem Goldman Sachs Derivatspezialisten beschrieben, das ich bereits in einigen meiner früheren Kolumnen verwendet habe: "Wenn die Straße von Hormuz geschlossen wird, wird der Ölpreis auf tausend Dollar pro Barrel steigen, was über 45 Prozent des globalen BIP entspricht, was den 2,5 Billiarden Dollar schweren Derivatemarkt zum Einsturz bringen und eine Weltwirtschaftskrise von beispiellosem Ausmaß auslösen wird."

Zumindest das Pentagon scheint zu verstehen, dass ein Krieg gegen den Iran die Weltwirtschaft zum Einsturz bringen wird.

Und jetzt zu etwas ganz anderem

Da ist ja noch dieser Tankerkrieg.

Der niederländische Analyst Maarten van Mourik hat erhebliche Diskrepanzen im Zusammenhang mit dem britischen Piratenstreich in Gibraltar - dem Ursprung des Tankerkriegs - festgestellt. Das Tankschiff Grace 1 "wurde von den Royal (Königlichen) Marines in internationalen Gewässern gekapert. Die Straße von Gibraltar ist eine internationale Passage, wie die Straße von Hormuz. Es gibt nur 3 Seemeilen Hoheitsgewässer um Gibraltar herum, und selbst die sind umstritten."

Mourik fügt hinzu: "Die Grace 1 fasst 300.000 Tonnen Rohöl, sie hat einen maximalen Tiefgang von etwa 22,2 Metern und die letzte Tiefgangmessung über AIS ergab, dass dieser 22,1 Meter betrug bzw. dass das Schiff voll beladen war. Nun hat der Hafen von Banyas in Syrien, in dem sich der Offshore-Ölhafen befindet, eine maximale Tiefe von 15 Metern. So konnte die Grace 1 in keiner Weise dorthin gelangen, ohne vorher woanders entladen zu müssen. Wahrscheinlich eine sehr große Menge, um die Grenzen des maximalen Tiefgangs zu erreichen."

Das hängt damit zusammen, dass Außenminister Javad Zarif sich weigert, zu Protokoll zu geben, wohin die Grace 1 tatsächlich unterwegs war, ohne zu bestätigen, dass das Ziel Syrien war.

Die tit-for-tat-Reaktion des Iran mit der Beschlagnahmung der unter britischer Flagge fahrenden Stena Impero führt nun dazu, dass das Vereinigte Königreich eine "europäisch geführte Seeschutzmission" im Persischen Golf fordert, die angeblich Schiffe vor iranischer "Staatspiraterie" schützen soll.

Beobachter sollen entschuldigt sein, wenn sie das alles mit einem Monty Python-Sketch verwechseln. Hier haben wir das Ministerium für alberne Beschlagnahmungen, das aus der EU austritt und die EU anfleht, eine "Mission" einzuleiten, die nicht die gleiche Mission ist wie die US-Kampagne "maximum pressure". Und darüber hinaus sollte die Mission nicht die Verpflichtung der Vereinigten Königreichs untergraben, das JCPOA einzuhalten.

Da die europäischen Nationen nie auf die Chance verzichten, ihre schwindende "Macht" im globalen Süden zu demonstrieren, scheinen das Vereinigte Königreich, Deutschland und Frankreich nun entschlossen zu sein, ihre "Mission" wahrzunehmen, die "maritime Sicherheit im Golf zu beobachten", wie der französische Außenminister Jean-Yves Le Drian sagte. Zumindest wird es sich dabei nicht um einen Einsatz von gemeinsamen Seestreitkräften handeln - wie London gefordert hat. Brüsseler Diplomaten bestätigten, dass die erste großkotzige Anfrage aus London eingetroffen ist, aber dann verwässert wurde: die EU, die NATO und die USA sollten nicht beteiligt sein - zumindest nicht direkt.

Vergleichen Sie dies nun mit dem Telefonat letzte Woche zwischen dem iranischen Präsidenten Hassan Rouhani und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron, in dem Teheran die Entschlossenheit zum Ausdruck brachte, "alle Türen offen zu halten" für das JCPOA-Abkommen. Nun, sicherlich nicht offen für den Monty Python Sketch.

Dies wurde von dem iranischen stellvertretenden Außenminister Abbas Araghchi gebührend bestätigt, der sagte, dass der Iran "keine Störungen der Schifffahrt in diesem sensiblen Bereich zulassen wird", während der iranische Vizepräsident Eshaq Jahangiri die Idee einer "gemeinsamen europäischen Task Force" zum Schutz der internationalen Schifffahrt ablehnte: "Diese Art von Koalitionen und die Präsenz von Ausländern in der Region schafft bereits von sich aus Unsicherheit."

Der Iran war historisch gesehen immer in der Lage, den Heiligen Gral des Pentagon - die "Freiheit der Schifffahrt" - im Persischen Golf und in der Straße von Hormuz zu schützen. Teheran braucht sicherlich keine ehemaligen Kolonialmächte, um diese durchzusetzen. Es ist so leicht, die Kontrolle über die Handlung zu verlieren; die aktuelle, alarmierende Eskalation findet nur statt wegen der Besessenheit von einer "Kunst des Deals", einen illegalen totalen Wirtschaftskrieg gegen den Iran anzuzetteln.

 
     
  erschienen am 27. Juli 2019 auf > Information Clearing House > Artikel, Original auf > Asian Times  
  Pepe Escobar ist Korrespondent bei Asia Times. Sein neuestes Buch ist 2030.  
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