HOME   INHALT   BLOG   INFO   LINKS   VIDEOS   ARCHIV   KONTAKT   ENGLISH
 
     
     
  Militärische Selbsttäuschung über die Verfassung

Jacob G. Hornberger

 

Mehrere ehemalige US-Verteidigungsminister und Generäle im Ruhestand haben kürzlich einen offenen Brief über das aktuelle politische Umfeld in Amerika veröffentlicht. In dem Brief heißt es unter anderem: "Militäroffiziere schwören einen Eid, die Verfassung zu unterstützen und zu verteidigen, nicht einen Treueeid auf eine Person oder ein Amt."

Das ist purer Unsinn und Selbsttäuschung. Sicher, technisch gesehen ist es wahr, dass Militäroffiziere einen solchen Eid schwören, aber sie halten sich nicht daran. Stattdessen befolgen sie treu und blind die Befehle des Präsidenten, was in der Praxis bedeutet, dass ihr Eid ein Treueeid auf den Präsidenten und nicht auf die Verfassung ist.

Sehen wir uns einige Beispiele an:

1. Die Invasionen in Afghanistan und im Irak. Jeder weiß, dass die Verfassung eine Kriegserklärung des Kongresses verlangt, bevor der Präsident mit seinen Streitkräften Krieg führen kann. Jeder weiß auch, dass der Kongress weder Afghanistan noch dem Irak jemals den Krieg erklärt hat.

Das heißt, als Präsident Bush die Invasion beider Länder anordnete, hätte ihm jeder einzelne Militäroffizier, vom General an abwärts, sagen müssen: "Wir haben einen Eid geleistet, die Verfassung zu unterstützen und zu verteidigen. Die Verfassung erfordert eine Kriegserklärung des Kongresses. Die haben Sie nicht. Wir können und werden Ihren Befehl, in eines der beiden Länder einzumarschieren, nicht befolgen."

Aber genau das ist nicht passiert. Stattdessen befolgte jeder einzelne Militäroffizier, vom General an abwärts, treu die Befehle seines Oberbefehlshabers. Das Militär marschierte sowohl in Afghanistan als auch im Irak ein, tötete Hunderttausende von Menschen und zerstörte beide Länder. Dabei galt ihre Loyalität dem Präsidenten, nicht der Verfassung.

2. Folter. Die Verfassung verbietet die Verhängung grausamer und ungewöhnlicher Strafen. Dennoch haben zahllose Militäroffiziere die Anwendung von Folter im Rahmen des so genannten globalen Kriegs gegen den Terror gebilligt, wenn nicht sogar unterstützt.

3. Unbefristete Inhaftierung. Die Verfassung verlangt für jeden, der einer Straftat beschuldigt wird, ein zügiges Verfahren. Dazu gehört auch der Terrorismus, der eine Straftat des Bundes ist. Dennoch gibt es Männer im Folter- und Gefangenenlager des US-Militärs in Guantánamo Bay, Kuba, die seit 20 Jahren ohne Gerichtsverfahren inhaftiert sind.

4. Militärgerichtshöfe. Die Verfassung garantiert das Recht auf ein Schwurgerichtsverfahren bei der Strafverfolgung. Doch wenn Terrorismusverdächtige in dem Folter- und Gefangenenlager des Militärs in Guantanamo jemals einen Prozess bekommen, dann nur vor einem Militärgericht, das eigentlich nichts anderes ist als ein Känguru-Verfahren, bei dem ein Schuldspruch garantiert ist.

Als das Militär und die CIA ihr Folter- und Gefangenenlager in Guantanamo Bay errichteten, geschah dies mit dem genauen Ziel, die Grundsätze der Verfassung zu umgehen. Deshalb richteten sie es in Kuba und nicht in den Vereinigten Staaten ein. Ihr Ziel war es, eine verfassungsfreie Zone zu schaffen, in der sie mit Terrorismusverdächtigen machen konnten, was sie wollten. Auch auf die Gefahr hin, das Offensichtliche zu betonen, ist dies eine eher ungewöhnliche Position für Militäroffiziere, die einen Eid geschworen haben, die Verfassung zu unterstützen und zu verteidigen.

In der Tat hat die Verfassung ein Rechtssystem geschaffen, in dem die Strafverfolgung auf Bundesebene stattfindet und die Art und Weise, in der sie gehandhabt wird - darum geht es im Vierten, Fünften, Sechsten und Achten Verfassungszusatz. Dort sollten alle, nicht nur einige, Terrorismus-Strafverfolgungen stattfinden. Stattdessen hat das Militär ein eigenes Justizsystem für die Verfolgung von Terrorismusfällen eingerichtet, obwohl die Verfassung das Militär nirgendwo dazu ermächtigt, ein eigenes Justizsystem für die Verfolgung von Terrorismusfällen einzurichten.

Warum also sind die Militäroffiziere so überzeugt, dass sie ihren Eid, die Verfassung zu unterstützen und zu verteidigen, erfüllen? Der Präsident wurde in Übereinstimmung mit der Verfassung demokratisch gewählt. Wenn also Militäroffiziere den Befehlen des Präsidenten treu und loyal gehorchen, unterstützen und verteidigen sie ihrer Meinung nach die Verfassung. Dabei machen sie sich nur selbst etwas vor. Es ist ein klassischer Fall von Selbsttäuschung.

 
     
  erschienen am 13. September 2022 auf > Future of Freedom Foundation > Artikel  
  Archiv > Artikel von Jacob G. Hornberger auf antikrieg.com  
     
>

Die neue Normalität des Spazierengehens

<
 

>"Wir sind viele, und wir werden immer mehr!" - Bodo Schiffmann<

 
     
  LINKS zu aktuellen Videos, Artikeln ...  
     
Antikrieg - Dossiers:
Syrien Israel Jemen Libyen Korea Ukraine

WikiLeaks

     
Einige Lesetips aus dem Archiv:
  Paul Craig Roberts - Die gesamte westliche Welt lebt in kognitiver Dissonanz
  Andrew J. Bacevich - Die Kunst, das Gedächtnis zu formen
  Robert Barsocchini - Israels ‚Recht sich zu verteidigen’: Ein Aggressor kann nicht in Selbstverteidigung handeln
  Jean-Paul Pougala - Die Lügen hinter dem Krieg des Westens gegen Libyen
  Ben Norton - Bericht des britischen Parlaments führt aus, wie der NATO-Krieg 2011 gegen Libyen auf Lügen basierte
  Marjorie Cohn - Menschenrechtsgeheuchel: USA kritisieren Kuba
  John V. Walsh - Warum sind Russland und China (und der Iran) vorrangige Feinde der herrschenden Elite der Vereinigten Staaten von Amerika?
  John Horgan - Warum Töten Soldaten Spaß macht 
  Jonathan Turley - Das Große Geld hinter dem Krieg: der militärisch-industrielle Komplex
  Jonathan Cook - Die vorgetäuschte Welt der Konzernmedien
  Oded Na'aman - Die Kontrollstelle
  Klaus Madersbacher - Seuchen
  Klaus Madersbacher - Hässliche Bilder
  Mark Danner - US-Folter: Stimmen von dunklen Orten
  Paul Craig Roberts - Die Neuversklavung der Völker des Westens
  Stephen Kinzer - Amerikas Staatsstreich im Schneckentempo
     
  Die Politik der Europäischen Union gegenüber Syrien ist nicht nur scheinheilig, zynisch und menschenverachtend, sie ist ein Verbrechen gegen den Frieden. Das wird etwa durch einen durchgesickerten UNO-Bericht (>>> LINK) bestätigt (von dem Sie nicht viel hören werden ...), siehe auch den vor kurzem erschienenen Bericht der US-Abgeordneten Tulsi Gabbard (LINK) und das Interview mit dem niederländischen Pater Daniel Maes (LINK)! In dem Artikel "In Syrien hungert jeder Dritte (LINK)" finden Sie neuere Informationen. Der Bericht des Welternährungsprogramms der UNO (LINK) spricht Bände und kann daher dem breiten Medienpublikum wohl auch nicht zugemutet werden. Weitere Neuigkeiten über dieses Musterstück barbarischer Politik finden Sie >>> HIER.

Das ist die Politik der Europäischen Union, die offenbar von bestimmten Interessengruppen gelenkt wird und sich aufführt wie die Vereinigte Kolonialverwaltung der europäischen Ex-Kolonialmächte. Warum unsere politischen Vertreter nicht gegen diese kranke und abwegige, für keinen vernünftigen Menschen nachvollziehbare Politik auftreten, fragen Sie diese am besten selbst!

 
> Appell der syrischen Kirchenführer im Juni 2016 (!): Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Syrien und die Syrer sind unverzüglich aufzuheben! (LINK) <
     
  Im ARCHIV finden Sie immer interessante Artikel!  
  Die Weiterverbreitung der Texte auf dieser Website ist durchaus erwünscht. In diesem Fall bitte die Angabe der Webadresse www.antikrieg.com nicht zu vergessen!  
  <<< Inhalt