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  An alle Fahnenschwenker: Ihr wollt Krieg? Dann zahlt dafür!

Eric S. Margolis 

Ich kann mich nicht erinnern, schon eine dermaßen hässliche, blöde, kindische amerikanische Wahl gesehen zu haben wie die Zwischenwahlen in der kommenden Woche. 

Ein nationaler Wahnsinn hält Amerika in seinem Bann. Wilde Debatten und Beschimpfungen sind ausgebrochen über den Verlust von Arbeitsplätzen, die steigenden $ 12 Billionen Staatsschulden, allgemeine medizinische Versorgung, Sozialismus – und sogar Hexerei. Sarah Palin, die Schutzheilige der minderbemittelten Amerikaner, schwebte über diesem erbärmlichen Gezause wie ein böses Halloweengespenst.

Wenn wir den Umfragen glauben, steht es schlecht um die Demokraten. Präsident Obama könnte bald arbeitslos sein.

Was dachten wohl die Demokraten, was passieren würde, als sie begierig die gewaltigen finanziellen und militärischen Sauhaufen übernahmen, die von George W. Bush und den Republikanern geschaffen wurden. Kein Wunder, dass die Republikaner sich schadenfroh die Hände reiben. Jetzt könnten allerdings sie diejenigen sein, an denen Bushs Teerpuppe hängen bleibt.

Inmitten all des unbedarften Gezeters schrieb Tom Brokaw, der angesehene Moderator der NBC News, vor kurzem einen feinen Kommentar, „Die Kriege, die Amerika vergessen hat.“

Er fragte ganz richtig, warum die Kriege in Afghanistan und Irak während des Wahlkampfs ignoriert worden sind. Nach neun Jahren Kampf, 5.000 toten und 35.000 schwer verwundeten Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika, und Kosten von über einer Billion Dollars – Schweigen.

Diese längsten und zweitteuersten Kriege in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika sind aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Nicht einmal der letzte WikiLeaks-Schocker, der enthüllte, dass die Vereinigten Staaten von Amerika Mordkommandos, Folter und massenhafte Menschenrechtsverletzungen im Irak stillschweigend dulden, wurde zu einem Wahlkampfthema.

Niemand sprach über die Tatsache, dass das unter der Herrschaft der Vereinigten Staaten von Amerika stehende Afghanistan und Washingtons politische Satrapen dort 94% des Heroins auf der Welt produzieren und exportieren. Die russischen Drogenbehörden stellten kürzlich fest, dass afghanisches Heroin 10.000 Russen im Jahr tötet. 

Brokaw sagt ganz richtig, dass die Kriege in Afghanistan und Irak ignoriert werden, weil die Amerikaner ganz und gar beschäftigt sind mit der hohen Arbeitslosigkeit und wirtschaftlichen Unsicherheit. Amerikas Kriege sind irrelevant geworden. 

Das Berufsheer der Vereinigten Staaten von Amerika repräsentiert weniger als 1% der Bevölkerung, meist Leute aus der Arbeiterklasse aus kleinen Städten in Amerikas ländlichem, wenig gebildetem Kernland.

Es ist nicht wie in den Tagen des Vietnamkriegs, als Millionen Amerikaner eingezogen wurden, um in dem Krieg zu dienen, was zu breiten öffentlichen Protesten führte, die letztendlich den Krieg beendeten.

Die Vereinigten Staaten von Amerika haben das Modell des imperialen Großbritannien der kleinen aus Freiwilligen bestehenden Armeen übernommen, die in entlegenen Kolonialkriegen kämpfen, um angeblich den umnachteten Eingeborenen das Licht des Christentums und des Rechts zu bringen.

Jedenfalls kostet es derzeit $ 1 Million im Jahr, um einen der 120.000 Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika in Afghanisten zu halten. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben weiters mehr als 40.000 bewaffnete Söldner in diesem Land eingesetzt. 

Die Amerikaner wurden psychologisch abgespalten von den Kriegen gegen Afghanistan und Irak, obwohl sich das Gespenst des Stillstands oder sogar der Niederlage über beiden Konflikten bedrohlich abzeichnet.

Brokaw ruft die Amerikaner auf, sich wieder zu engagieren und ihren Kriegen die Öffentlichkeit und den Politikern die Aufmerksamkeit zu geben, die sie dringend brauchen.

Versteckte Kriege zu führen ist undemokratisch und unklug.

Während des Zweiten Weltkriegs war Amerikas „Heimatfront“ in den Konflikt einbezogen durch Kriegssteuern, Rationierungen, den Kauf von Kriegsanleihen, Kleider- und Metallsammlungen, und durch das Hinnehmen von Mängeln bei der Versorgung mit Konsumgütern. 

Im Gegensatz dazu senkte Präsident George W. Bush tatsächlich die Einkommenssteuern in einer Zeit des Kriegs - das einzige Mal, dass es so etwas in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika gegeben hat.

In einem Akt abgrundtiefer finanzieller Hintergehung finanzierten das Weiße Haus unter Bush und der unterwürfige Kongress die Kriege gegen Afghanistan und Irak statt mit höheren Steuern mit Mitteln aus dem Katastrophenfonds, die dafür gedacht sind, kurzfristig für Naturkatastrophen und ähnliches verwendet zu werden.

Es sieht so aus, als wäre Bushs Ansicht „nach mir die Sintflut“ gewesen. Er steigerte die Staatsschulden in schwindelerregende Höhen, steigerte gewaltig das Ausmaß des Regierungsapparats, steigerte die Militärausgaben um 50%, und senkte darüber hinaus die Steuern.

Die erste Welle der Sintflut kam 2007 – 2008, als eine finanzielle Katastrophe über Amerika hereinbrach. Mehr werden folgen, während die Vereinigten Staaten von Amerika von einer Finanzkrise zur nächsten taumeln – die letzte mit bankrotten Bundesstaaten und Pensionsfonds.

Die realen Kosten in der Höhe von einer Billion Dollars und mehr wurden schweigend zu den $ 12 Billionen Staatsschulden gerechnet, sozusagen Amerikas Kreditkarte. Die Mittel zur Finanzierung dieser hohen Kriegskredite wurden von China und Japan ausgeborgt, was Amerika immer tiefer in die Abhängigkeit von den asiatischen Mächten trieb und seine Finanzgebarung unterminierte.

Die Obama-Administration und der Kongress unter demokratischer Mehrheit setzten Bushs unehrliche Methode der Kriegsfinanzierung fort und versteckten die Kosten vor der Öffentlichkeit.

Amerikas Kriege sollten zur Gänze durch direkte Steuern finanziert werden. Die Geschichte zeigt, dass große Mächte nicht lange imperiale Kriege auf Kredit führen können. Nehmen Sie Spanien, Holland, Frankreich, Großbritannien und die Sowjetunion. Welches Imperium wird wohl als nächstes drankommen?

Eine eigene Kriegssteuer sollte allen Amerikanern auferlegt werden, um zur Gänze die steigenden Kosten für Afghanistan und Irak abzudecken. Wir müssen für unsere Kriege und die Weltherrschaft bezahlen.

Es wird interessant sein zu beobachten, wie all die fahnenschwingenden republikanischen „Patrioten“ reagieren werden, wenn von ihnen verlangt wird, für die Kriege zu bezahlen, die sie so leidenschaftlich von ihren sicheren Sofas aus verteidigen, und die anscheinend nichts kosten.

Man lasse die Amerikaner tatsächlich für Afghanistan und Irak bezahlen, und diese Kriege wären in kurzer Zeit beendet.

Wenn aber die Republikaner wahrscheinlich wieder den Kongress übernehmen, ist es höchst unwahrscheinlich, dass eine Kriegssteuer – oder überhaupt bedeutende neue Steuern – eingeführt werden. Die Republikaner sind nicht mehr die Partei ausgeglichener Budgets, sondern wirtschaften wie die nördliche Version von Argentiniens verschwenderischer peronistischer Partei. 

Die rechtsgerichteten Republikaner werden für mehr Krieg in mehr Ländern sein – natürlich finanziert durch die Zauberkraft des Kredits. Wenige halten inne, um zu bedenken, dass dieses manische Schuldenmachen Amerika zugrunde richtet. 

 
     
  erschienen am 29. Oktober 2010 auf > ericmargolis.com > Artikel  
     
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