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  Die Washingtoner Flunkerfabrik

Eric S. Margolis

Die Wahrheit ist immer das erste Opfer des Krieges. Nach neun Jahren Krieg gegen Afghanistan, der über $ 100 Milliarden an Steuergeldern verschlungen hat, kennen die Amerikaner noch immer nicht die volle Wahrheit über diesen düsteren Konflikt.

Ihnen steht es zu, die Tatsachen zu erfahren. Statt dessen gibt´s mehr Lügen und Vernebelung aus Washington.

Drei Berichte über Afghanistan tauchten in der vergangenen Woche in Washington auf.

Der erste, eine politische Schönfärberei, herausgegeben von Obamas Weißem Haus behauptet, der Krieg verlaufe zufriedenstellend und einige Truppen der Vereinigten Staaten von Amerika könnten nächstes Jahr abgezogen werden. Diese ‚macht euch keine Sorgen – seids lustig’-Zusammenfassung wurde hinausposaunt von den pro-Kriegs New York Times, Wall Street Journal und anderen der gezähmten Medien der Vereinigten Staaten von Amerika. 

Der vom Roten Kreuz herausgegebene trostlose zweite Bericht zeigt auf, dass die Menschen in Afghanistan unter weit verbreiteter Unterernährung und ernsthaften gesundheitlichen Problemen leiden – nach beinahe einem Jahrzehnt der Okkupation durch den Westen. So viel zum Nationenaufbau unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika.

Zum Dritten sickerte einiges durch von einem neuen National Intelligence Estimate (NIE – Nationale Geheimdiensteinschätzung), den kombinierten Erkenntnissen aller 16 Geheimdienste der Vereinigten Staaten von Amerika. Dieser wichtige Geheimdienstbericht ist explosiv und wird wohl nicht zur Gänze veröffentlicht werden.

Laut Berichten hält der NIE fest, dass der monatlich $ 13 Milliarden teure Krieg gegen Afghanistan bestenfalls auf der Stelle tritt, dass die westlichen Okkupationskräfte in der Defensive und ihre verletzlichen Nachschublinien in zunehmendem Ausmaß bedroht sind. Die Taliban weiten ihre Kontrolle aus, besonders im Norden Afghanistans. 

Behauptungen von Generälen der Vereinigten Staaten von Amerika, dass „Fortschritte” erzielt werden, sind falsch.

Der afghanische Präsident Hamid Karzai, der von der CIA eingesetzt worden war, sagte im vergangenen Jahr ganz unverblümt, dass der Krieg unter der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika „außer dass er zivile Opfer forderte, ineffektiv“ war.  

Der neue NIE könnte auch den Bericht aus dem Jahr 2007 neuerlich bestätigen, laut dem der Iran über kein Atomwaffenprogramm verfügt. Die Kriegstreiberfraktion in Washington versucht verzweifelt, seine Veröffentlichung zu verhindern.

Frustrierte amerikanische Generäle und Politiker, die vor einem verlorenen Krieg und ruinierten Karrieren stehen, schieben Pakistan die Schuld an dem Krieg zu, den sie nicht gewinnen können.

In Washington schert man sich keinen Deut um Pakistans nationale Interessen, Wohlergehen, oder die explosiven Probleme in seinen Stammesgebieten. Washington verlangt von Pakistan, dass es die Befehle befolgt, ganz einfach. Dafür zahlen die Vereinigten Staaten von Amerika Pakistan $ 2 Milliarden im Jahr. Von den Sepoys des Imperiums wird erwartet, dass sie gehorchen.

Es ist amüsant zu beobachten, wie Washington den armen alten Hamid Karzai wegen Korruption beschimpft, während die Vereinigten Staaten von Amerika wie wild viele führende Funktionäre und Generäle in Pakistan und Afghanistan schmieren. Nicht zu reden von der Zusammenarbeit mit Afghanistans Heroinbossen und kommunistischen Kriegsverbrechern. Ziemlicher Dreck, der eines Tages herauskommen und einen Aufruhr verursachen wird.

Letzte Woche wurde berichtet, dass Luft-, Boden- und Söldnertruppen der Vereinigten Staaten von Amerika immer tiefer in pakistanisches Territorium eindringen. WikiLeaks zeigt, dass die klägliche pakistanische Regierung immer weiter gehendes militärisches Engagement der Vereinigten Staaten von Amerika und gezielte Tötungen von Pakistanern stillschweigend unterstützt.

Das Pentagon ist gebannt durch die falsche Auffassung, dass „sichere Zufluchtsorte” in Pakistan den Widerstand gegen die westliche Okkupation bestärken. Im Vietnamkrieg war sich das Pentagon ähnlich sicher, dass die Ausrottung kommunistischer sicherer Zufluchtsorte in Kambodscha und Laos der Schlüssel zum Sieg wären.

Die so genannten sicheren Zufluchtsorte sind in Wirklichkeit allesamt Teile der paschtunischen Stammesgebiete, die von den britischen Imperialisten abgetrennt wurden. Die Paschtunen erkennen die heutige künstliche Grenze zwischen Afghanistan und Pakistan nicht an.

Zur Zeit sind 50% der Amerikaner gegen den Afghanistankrieg. Präsident Obama steht unter wachsendem Druck seiner demokratischen Partei, den Krieg herunterzufahren. Republikaner und Rechte wollen ihn im Gegenteil weiter geführt – und weiter nach Pakistan hinein ausgedehnt.

Die meisten Amerikaner wissen überhaupt nichts von Afghanistan oder Südasien und haben absolut keine Vorstellung von deren Zusammenhängen, Größe oder Politik. Den wenigen, die eine Ahnung haben, wie die Experten im Außenministerium oder in der CIA, wird keine Beachtung geschenkt. 

Die CIA, deren Rolle es ist, den Präsidenten mit unvoreingenommener Information zu versorgen, ist zutiefst politisiert und einseitig geworden. Der Dank dafür gebührt Präsident Ronald Reagan. Die Jasager, die er in die CIA setzte, sagten ihm und den nachfolgenden Präsidenten, was sie hören wollten.

Diese Entwicklung erreichte ihren Gipfel unter der Bush-Administration, als der kriecherische CIA-Direktor George Tenet alle Lügen über den Irak bestätigte, um dem Präsidenten und Vizepräsidenten zu gefallen – bis zu Tenets schändlichen ‚todsichere Angelegenheit’-Beteuerungen, dass der Irak über Atomwaffen verfügte.

Heute ist die CIA zum Teilnehmer am Afghanistankrieg geworden, mit einer eigenen kleinen Armee von Söldnern und Verrätern, und mit einer Luftwaffe bestehend aus Predator- und Reaper-Drohnen. Die Übermilitarisierung der Außenpolitik der Vereinigten Staaten von Amerika geht weiter. Was wird als nächstes kommen? Wird das Landwirtschaftsministerium eine eigene kleine Armee und Luftstreitkräfte bekommen? Oder eine Marine für Fischerei und Naturschutz?

Als Ergebnis wurden die Berichte der CIA über den Krieg beträchtlich gefärbt durch institutionelle Interessen und Karrierebestrebungen.

Kriege sind wunderbar für die Förderung von Karrieren. Man kann aber keinen Krieg führen und objektiv bleiben. Daher bekommt Obama einen Haufen unbrauchbarer Informationen von Leuten, die diese verfälschen. Er hört sicher nicht auf die Leute, die wissen, was los ist.

Präsident Obama verkündete letzte Woche, dass die Vereinigten Staaten von Amerika weiterhin al-Qaida in Afghanistan bekämpfen würden. Er sagt den Amerikanern nicht die Wahrheit.

Statt dessen bekamen wir von der Obama-Administration eine lächerliche Angstmacherkampagne über atomare Bedrohungen von Städten in den Vereinigten Staaten von Amerika, die so unehrlich und schamlos war wie die Atompilz-Warnungen der unerhörten Condoleeza Rice. Präsident Obamas Berater für Afghanistan sollten sich in ihren Kellern verstecken, nicht wir.

Der Direktor der CIA Leon Panetta sagte vor kurzem, es gäbe nicht mehr als 50 Mitglieder von al-Qaida in Afghanistan. Was machen dann 150.000 Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika und der NATO dort?

Die Brutalität und die Zerstörungen des Krieges steigen. Militär der Vereinigten Staaten von Amerika rund um Kandahar jagt jetzt Häuser in die Luft oder walzt sie nieder, ermordet verdächtige Taliban-Sympathisanten und verhängt Kollektivstrafen gegen die Zivilbevölkerung. Todesschwadrone sind schwer am Arbeiten und ermorden jeden, der verdächtigt wird, die Taliban zu unterstützen und sich der westlichen Okkupation zu widersetzen. 

Das alles widerspiegelt die israelische Okkupation der West Bank, bis zu den gigantischen Sicherheitswällen, die die Landschaft zerteilen und den nächtlichen Überfällen.

Mittlerweile gerät das Pentagon in Panik. Wie kann ein Haufen leicht bewaffneter turbantragender Bergbewohner, die dazu nur zeitweise kämpfen, die am stärksten bewaffneten Kräfte der Erde zu einem Stillstand zwingen?

 
     
  erschienen am 18. Dezember 2010 auf > ericmargolis.com > Artikel  
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