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  CIA-Rambo entkommt aus Pakistan

Eric S. Margolis 

Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika hat gerade befunden, dass das islamische Schariah-Recht gar nicht so schlimm ist – zumindest nicht im Fall des inhaftierten CIA-Agenten Raymond Davis.

Der stramme Davis, ein ehemaliger Soldat der Special Forces der Vereinigten Staaten von Amerika, ehemaliger Blackwater-Revolvermann und derzeit CIA-„Vertragspartner“ (so heißen jetzt die Söldner) war in Pakistan inhaftiert, nachdem er zwei Pakistaner totgeschossen hatte, die entweder Räuber waren oder Sicherheitsagenten der Regierung. Ein dritter Pakistaner wurde von einem Auto getötet, mit dem ein CIA-Rettungsagent gegen eine Einbahn raste.

Die Pakistaner waren wütend, aber ihre schwache Regierung, die abhängig ist von den $ 3 Milliarden, die sie jährlich von den Vereinigten Staaten von Amerika bekommt, ging vor ihren amerikanischen Paten in die Knie. Nach wochenlangen intensiven Verhandlungen über den Anspruch der Vereinigten Staaten von Amerika, dass Davis diplomatischen Status habe, wurden rund $ 2,3 Millionen oder mehr „diyaa“ – Blutgeld – an die trauernden Familien von Davis´ Opfern ausbezahlt. Fall abgeschlossen.

Der Mann der CIA in Islamabad wurde schnell aus Pakistan heraus geschafft in eine Militärbasis der Vereinigten Staaten von Amerika in Afghanistan. Die Außenministerin der Vereinigten Staaten von Amerika Hillary Clinton, die ihrem Ehemann beim Verdrehen der Wahrheit in nichts nachsteht, bestritt beherzt, dass Washington etwas dafür bezahlt habe, dass Davis entlassen wurde.

Technisch hatte sie recht. Das Zardari-Regime in Islamabad zahlte die Familien aus, nachdem es sie überredet hatte, den schmutzigen Handel zu akzptieren. Washington wird Islamabad das Geld zurück erstatten. 

Laut Quellen hier in Washington war der „diyaa“-Handel auf dem Mist des Botschafters Pakistans in den Vereinigten Staaten von Amerika Husain Haqqani gewachsen, was mein alter Freund bestreitet. Er ist weithin bekannt als der gewitzteste Botschafter in Washington. 

Sehr diplomatisch, sehr klug. Die Davis-Krise ist vorbei – zumindest in Washington. Nicht aber in Pakisten, wo der Zorn der Öffentlichkeit über Islamabads krassen Ausverkauf hohe Wellen schlägt. 

Der Fall Davis wird bei den meisten Pakistanern den wachsenden Glauben bestärken, dass ihr Land de facto von den Vereinigten Staaten von Amerika im Rahmen von deren Krieg gegen Afghanistan okkupiert ist. Was sollte ihnen denn anderes in den Sinn kommen, wenn amerikanische Rambos und Spione in Pakistan Amok laufen und Predator-Drohnen der Vereinigten Staaten von Amerika die Nordwestgrenze unter Beschuss nehmen? Oder wenn sie sehen, dass Pakistans einst stolze Soldaten, die jetzt zu Sepoys des neuen Raj geworden sind, Habtacht stehen, um die Befehle des Pentagon entgegenzunehmen.

Am Donnerstag wurden mindestens 41 pakistanische Zivilisten durch Luftangriffe der Vereinigten Staaten von Amerika an der Nordwestgrenze getötet – just zu dem Zeitpunkt, als die Obama-Administration Libyen mit Krieg dafür bedrohte, dass es das Gleiche tat. 

Sogar der unbeliebte ehemalige Präsident Pervez Musharraf behauptet, dass gleich nach dem 9/11 Washington „uns ein Gewehr an den Kopf hielt“ und ihn vor die Wahl stellte, entweder die Semi-Okkupation Pakistans zu akzeptieren oder zurück in die Steinzeit bombardiert zu werden. Das hieß, dass den Vereinigten Staaten von Amerika Pakistans bedeutendere Seehäfen, Lager, wichtige Flughäfen, Radaranlagen, der Geheimdienst ISI, die Sicherheitspolizei und 120.000 Soldaten zur Verfügung zu sehen hatten.

Höhere Armee- und Geheimdienstoffiziere, die für nicht ausreichend pro-amerikanisch oder islamistisch befunden wurden, wurden hinausgesäubert, darunter viele der fähigsten Offiziere der Armee.

Zehn Jahre danach zeigen Umfragen, dass die meisten Pakistaner glauben, dass die Vereinigten Staaten von Amerika weiterhin versuchen, die Herrschaft über Pakistan zu übernehmen und darauf aus sind, das verstreute nukleare Arsenal ihres Landes unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Gleichzeitig wird Pakistan zunehmend zur Frei-Feuer Zone für Revolverleute der Vereinigten Staaten von Amerika und Todesschwadrone der CIA. Die Regierung Zardari in Islamabad, die gut geschmiert ist durch geheime „schwarze“ Zahlungen und Zuwendungen der Vereinigten Staaten von Amerika, wendet kaum etwas dagegen ein. 

Die CIA hegt tiefes Misstrauen gegenüber Pakistans Geheimdienst ISI, da dieser noch immer Pakistans strategische Interessen über die der Vereinigten Staaten von Amerika stellt.

Die Affäre Davis kommt den Vereinigten Staaten von Amerika sehr ungelegen. In einer Zeit, in der Washington der arabischen Welt Demokratie und Rechtsstaat predigt, wird es in Pakistan dabei beobachtet, wie es grob gegen die Normen von Recht und Diplomatie verstößt, indem es einfach seinen Weg aus einer schwierigen Situation mit Schmiergeldern an käufliche pakistanische Politiker und Beamte freikauft.

Dieses Verhalten untergräbt auch weiter das klägliche Zardari-Regime, das Kartenhaus, auf das sich der von den Vereinigten Staaten von Amerika angeführte Krieg gegen Afghanistan stützt. Es war auch nicht hilfreich, als diese Woche der Befehlshaber der Vereinigten Staaten von Amerika in Afghanistan, General David Petraeus, in Washington versicherte, dass es in Afghanistan weniger als 100 al-Qaida-Leute gibt.  

Der CIA-Chef Leon Panetta hatte zuvor dem Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika mitgeteilt, dass nicht mehr als 50 al-Qaida-Typen in Afghanistan übrig seien. Warum sind dann, so fragt man sich, 110.000 Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika und darüber hinaus 40.000 NATO-Soldaten dort? Könnte das etwa einen anderen Grund haben?

Davis hätte niemals in Islamabad den Rambo spielen dürfen, bewaffnet und gefährlich, in einem Cowboyhemd. Wer steht hinter der Politik der Vereinigten Staaten von Amerika in Pakistan? 

 
     
  erschienen am 18. März 2011 auf > ericmargolis.com   
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