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  Schluss mit der Hysterie, ehe es zu einem Krieg mit dem Iran kommt

 

Eric S. Margolis 

 

Der Krieg der Worte zwischen den Vereinigten Staaten von Amerika, Israel und dem Iran eskaliert Tag für Tag.  

Alle beteiligten Parteien spielen schamlos für die Zuseher in ihren Ländern in diesem Wahljahr. Israel droht immer wieder damit, die atomaren Anlagen des Iran anzugreifen, obwohl einige seiner höchsten Sicherheitsbeamten die Gefahr einer Bedrohung durch den Iran herunterspielen.   

Die Geheimdienste der Vereinigten Staaten von Amerika bleiben noch immer dabei, dass der Iran nicht an Atomwaffen arbeitet. Die Atominspektoren der UNO bestätigen diese Ansicht, obwohl sie von den Vereinigten Staaten von Amerika, die ein Viertel der Gehälter der UNO zahlen, unter Druck gesetzt wurden zu behaupten, der Iran könnte an etwas Ruchlosem arbeiten – obwohl alle iranischen Atomanlagen unter strenger Inspektion durch die UNO stehen und von Satelliten überwacht werden.  

Kein Piep ist zu vernehmen von der UNO über den globalen Schaden, den ein israelischer Überfall auf die iranischen Atomanlagen verursachen würde 

Der Kongress der Vereinigten Staaten von Amerika pulsiert im Kriegsfieber, getrieben von den bevorstehenden Wahlen und riesigen Wahlspenden. Nordamerikas Medien trommeln zum Krieg.   

Der Iran zeigt ein spektakuläres Unvermögen für Public Relations, indem er gegen Israel wettert, es als einen „Tumor“ bezeichnet, der entfernt werden muss, überflüssige taktische Raketen abschießt und großspurige Militärmanöver veranstaltet mit seinen kläglich bewaffneten Streitkräften.  

In der Tat spielt der Iran Israels rechter Hardliner Likud-Regierung in die Hände, indem er die Welt überzeugt, dass der jüdische Staat vor einem weiteren Holocaust steht. Kanadas polternder, schlecht informierter Außenminister wiederholte gerade diese absurde Zeitungsente, obwohl man vom Iran nicht glaubt, dass er über Atomwaffen verfügt. Groteskerweise verglich er den iranischen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad mit Hitler.   

Sogar der kriegsgeile israelische Verteidigungsminister meinte vor kurzem, dass der Iran noch einige Jahre braucht, bis er fähig ist, eine Rakete mit Atomsprengkopf einzusetzen.  

Wenige stellen die sensible Frage: Warum sollte der Iran die atomare Vernichtung durch Israel und/oder die Vereinigten Staaten von Amerika riskieren, nur um ein paar seiner ungenauen Raketen nach Israel zu schießen? Die Frühwarnsysteme der Vereinigten Staaten von Amerika und Israels würden jede iranische Rakete schon beim Start erfassen und einen atomaren Holocaust über der Islamischen Republik entfesseln.

Israels nordamerikanische Parteigänger, aufgepeitscht zu einer ekstatischen Alarmstimmung durch eine geschickte Angstmache, die darauf abzielt, dem Geschick von Benjamin Netanyahus Likudpartei nachzuhelfen, gehen davon aus, dass der Iran von Verrückten gelenkt wird, die das nukleare Martyrium suchen.  

Im ganzen Mittleren Osten und Teilen Europas wird Israels Likud-Führerschaft, besonders der in Russland geborene Außenminister Avigdor Lieberman, den die israelischen Linken oft als gestörten Faschisten bezeichnen, mit gleich viel Vorsicht betrachtet wie die heißköpfigen iranischen Anführer. „Diese verrückten Iraner und Israelis sind dabei, eine nukleare Katastrophe vor unserer Haustüre anzufangen,“ sagte mir ein europäischer Politiker.

Die Irankrise hat den Politikern in den Vereinigten Staaten von Amerika und Israel genützt, weil sie den Ärger der Öffentlichkeit von der fortschreitenden wirtschaftlichen Krise in beiden Ländern ablenkte und das Streben der Palästinenser nach Anerkennung und eigenem Staat fast gänzlich verdeckte. Kleine Kriege tun Politikern einfach gut.   

Sowohl Barack Obama als auch Netanyahu erwarten sich Belohnung vom „harten Vorgehen“ gegen den neuesten Bösewicht in der langen Reihe muslimischer Butzemänner. Denken Sie zurück an die Dämonisierung von Gamal abdel-Nasser durch die Mächte des Westens, den Anthony Eden den „Hitler am Nil“ nannte, an den „Erzterroristen“ Yasser Arafat, an den „verrückten Hund des Mittleren Ostens“ Muammar Gaddafi, an den „Schlächter von Bagdad“ Saddam Hussein, „Mister 9/11“ Osama bin Laden, und jetzt „den neuen Hitler“ Ahmadinejad. 

Wir sind also wieder so weit. Diese Zielscheiben von westlicher Wut und Verunglimpfung scheinen in der Tat ihre Starrollen als Schurken und Hassobjekte zu genießen. Jede Publicity ist besser als keine Publicity.

Unter all den Drohungen ging eine andere einfache Frage verloren. Warum stehen sich der Iran und Israel mit gezücktem Dolch gegenüber? Immerhin waren Israel und der Iran unter dem verstorbenen, unbeweinten Schah Busenfreunde. Sogar unter Ayatollah Khomeini, einer in der jüdischen Welt sehr verhassten Figur, verkaufte Israel Waffen der Vereinigten Staaten von Amerika im Wert von rund $ 5 Milliarden und Ersatzteile an den Iran in der Zeit seines langen blutigen Krieges in den 1980ern mit dem Irak. 

Der Hauptgrund ist, dass der islamische Iran zum wichtigsten Verfechter der Palästinenser geworden ist, nachdem jetzt die arabischen Staaten – und besonders Syrien – am Ende der Kräfte sind. Irak, ehedem ein führender Unterstützer der Palästinenser, wurde von den Vereinigten Staaten von Amerika zerschmettert. Der Iran ist der nächste auf dem Richtblock, wenn es nach dem American-Israel-Public-Affairs-Committee (AIPAC – einflussreiche Israel-Lobby in den Vereinigten Staaten von Amerika) geht. 

Ein faires israelisch-palästinensisches Abkommen würde die Krise zwischen Israel und dem Iran beenden. Das würde auch eine atomwaffenfreie Zone im Mittleren Osten erreichen. Aber niemand getraut sich, diese einfache Lösung vorzuschlagen.

     
  erschienen am 10. Februar 2012 auf > www.ericmargolis.com > Artikel auf HUFFINGTON POST  
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