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Beide - Markt und Regierung - sind irrational

Paul Craig Roberts

 

Einer der großen ökonomischen Mythen besagt, dass die Märkte rational sind. Es geht zwar kein Tag vorbei, an dem dieser Mythos unzählige Male widerlegt wird, aber der Mythos hält sich hartnäckig.

Zum Beispiel berichteten heute (14. März) Bank of America/Merrill Lynch, dass „gestern die Märkte in den Vereinigten Staaten von Amerika nach dem soliden Bericht über die Einzelhandelsverkäufe den Tag mit einem starken Anstieg begannen ... günstiger Rückenwind hilft heute, die globalen Kapitalmärkte anzukurbeln.“

Der „solide Bericht über die Einzelhandelsverkäufe“ für den Februar bestätigt einen nominellen Zuwachs von 1%. Das heißt, dass der Zuwachs nicht um die monatliche Inflationsrate bereinigt ist, die erst am 16. März bekanntgegeben wird. Anders gesagt, wenn ein Großteil des nominellen Zuwachses von 1% bei Einzelhandelsverkäufen auf höheren Preisen beruht, wird der inflationsbereinigte Zuwachs statistisch nicht ins Gewicht fallen. Der „rationale Markt“ hob ab, ohne darauf zu warten, bis er herausfand, ob der Zuwachs real ist.

Darüber hinaus gibt der offizielle Konsumentenpreisindex die Inflation zu niedrig an, wie der Statistiker John Williams belegt hat. Würde ein ehrliches Maß an die Inflation angelegt, dann könnten sich die Einzelhandelsverkäufe im negativen Bereich bewegen. 

Der „rationale Markt“ liebt die Täuschung so lange, als sich diese einen Vorwand für Kapitalsteigerungen liefert. Der Fokus der Notenbank auf „Kerninflation,“ welche steigende Nahrungsmittel- und Energiepreise nicht miteinbezieht, erlaubt es den Vertretern der Notenbank, weiterhin dabei zu bleiben, dass die Inflationsrate unter der Sollvorgabe liegt. Indem sie vorgibt, dass es keine Inflation gibt, unterstützt die Notenbank weiterhin Banken mit Leitzinssätzen nahe Null, während sie Sparern und Pensionisten das Einkommen aus Zinserträgen nimmt. Ohne Einkommen aus den Ersparnissen sind die Menschen gezwungen, ihr Kapital aufzubrauchen. Auf diese Weise macht die Politik der Notenbank die Banker reicher und das Land ärmer.  

Mittlerweile stehen diejenigen, deren Altersversorgung auf Pensionen beruht, vor einer Unsicherheit. Viele mit privaten Pensionen wurden durch die Finanzkrise beeinträchtigt. Diejenigen, die abhängig sind von Sozialversicherung und Medicare bekommen mit, dass diesen Programmen die Schuld an Budgetdefiziten zugeschoben wird, die von vielen Billionen Dollars teuren mutwillig begonnenen Kriegen verursacht wurden. Diejenigen, die Pensionszahlungen von Staats- und lokalen Regierungen erwarten, kommen drauf, dass die Regierungen nicht in der Lage sind, ihren unzureichend gedeckten Pensionsverpflichtungen nachzukommen. 

Staats- und lokale Regierungen rechneten mit einer wachsenden Wirtschaft und steigenden Konsumenteneinkommen, die für das nötige Steueraufkommen sorgen, um die unzulänglich ausgestatteten Pensionskassen zu füllen. Diese Regierungen sahen nicht voraus, dass die Konzerne der Vereinigten Staaten von Amerika ihre Steuerbasis dadurch zerstörten, dass sie Produktions-, Planungs-, IT-, Forschungs- und Entwicklungsjobs ins Ausland verschoben haben. Das fehlende Wachstum von realem Einkommen bei der überwiegenden Mehrheit der Menschen und das Abfangen von Einkommen aus der Produktivität durch das Kapital auf Kosten der Arbeit haben zu den budgetären Nöten der meisten Staats- und lokalen Regierungen beigetragen.

John Rauh von der Northwestern University schätzt, dass die ungedeckten Verpflichtungen der Staats- und lokalen Regierungen rund $4.000.000.000.000 betragen, einen Betrag, der in etwa der Einschätzung der Kosten für die Kriege gegen den Irak und Afghanistan durch Joseph Stiglitz und Linda Bilmes entspricht.

Geld, das die Pensionen der Amerikaner sichern hätte können, wurde stattdessen für Profite der Waffenkonzerne und für die Förderung von Israels territorialer Hegemonie ausgegeben.

Wenn die Occupy Wall Street-Bewegung sagt, dass Washington im Interesse von 1% der Bevölkerung regiert, dann liegt sie nicht weit daneben.

     
  erschienen am 14. März 2012 auf > Paul Craig Roberts Website  
  Archiv > Artikel von Paul Craig Roberts auf antikrieg.com  
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