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  Die iranische Bevölkerung im Würgegriff

Jacob G. Hornberger

 

Die New York Times berichtet heute, dass der Wert der iranischen Währung in der vergangenen Woche um 40% gefallen ist, ein weiteres Anzeichen der furchtbaren wirtschaftlichen Pein, die die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika dem iranischen Volk mit ihrem brutalen Regime der Sanktionen auferlegt. Es beweist nur einmal mehr, was wir schon lange gesagt haben: die Sanktionen und Embargos, die die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gegen kleinere Länder verhängt, sind ein Krieg gegen die Bürgerschaft des betroffenen Landes mit dem Ziel, die Bürgerschaft dazu zu bringen, ihre Führung zu stürzen und an ihre Stelle eine proamerikanische Führung zu setzen.

Nehmen Sie das Embargo der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika gegen Kuba. Dieses besteht bereits seit über 50 Jahren. Sein Ziel? Die Bürgerschaft Kubas so hart in den wirtschaftlichen Würgegriff zu nehmen, dass sie letzlich entscheidet, Fidel Castro (und Raul Castro) zu stürzen und einen Diktator an die Macht zu bringen, der für die Vereinigten Staaten von Amerika das ist, was Castros Vorgänger Fulgencio Batista war.

Es braucht nicht gesagt zu werden, dass das Embargo gegen Kuba noch immer keinen Regimewechsel herbeigeführt hat, wie auch die Invasion Kubas durch die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika, deren Mordanschläge gegen Castro und ihre terroristischen Attacken im Land dieses Ziel nicht erreichen konnten. 

Was niemand abstreiten kann, ist der furchtbare Schaden, den das Embargo der kubanischen Bürgerschaft angetan hat. In Verbindung mit dem kubanischen sozialistischen System hat das Embargo sichergestellt, dass die Menschen in Kuba in extremer Armut bleiben, manchmal sogar an der Grenze zum Hunger.

Nehmen wir den Irak. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika setzte eines der brutalsten Sanktionensysteme der Geschichte gegen das irakische Volk ein. In der Tat entsprach die wirtschaftliche Situation im Irak ziemlich dem, was derzeit dem iranischen Volk widerfährt. Irakische Familien verloren alle Ersparnisse unter den immer schlimmer werdenden wirtschaftlichen Bedingungen, zu denen die Sanktionen führten.

Am schlimmsten war jedoch die ständig steigende Zahl der Toten in Folge der Sanktionen. In jedem Jahr der Sanktionen starben zehntausende irakische Kinder aufgrund von Unterernährung, Seuchen und Krankheiten. 

Nach einem Jahrzehnt des wirtschaftlichen Elends für das irakische Volk und einer ständig steigenden Zahl von Toten in den irakischen Familien war es klar, dass die Sanktionen ihr Ziel eines Regimewechsels nicht erreichen konnten. Das war der Zeitpunkt, zu dem Präsident George W. Bush seine gefälschte und falsche Behauptung betreffend Waffen der Massenvernichtung unter dem Eindruck der Angst nach dem 9/11 benutzte, um in den Irak einzumarschieren. Das Ziel war zu erreichen, was die elf Jahre brutaler Sanktionen nicht erreichen konnten – den Sturz Saddam Husseins aus seiner Macht und seine Ersetzung durch einen proamerikanischen Herrscher. Die Behauptung betreffend die Massenvernichtungswaffen war einfach der Deckmantel, den Bush benutzte, um sein Verbrechen zu rechtfertigen, ein Land anzugreifen und zu besetzen, das nie die Vereinigten Staaten von Amerika angegriffen hat.

Und das ist es auch, worum es bei den Sanktionen gegen den Iran geht – Regimewechsel, das heißt den Sturz des derzeitigen Regimes und seine Ersetzung durch ein proamerikanisches Regime. All das Gerede über Massenvernichtungswaffen ist nur eine Neuauflage des Irak und zu einem bestimmten Ausmaß Kubas. Die Regierungsvertreter der Vereinigten Staaten von Amerika wissen, dass es eine wirksame Methode gibt, Angst in die Herzen und Hirne der Amerikaner zu bringen – nämlich die Aussicht auf Atompilze über amerikanischen Städten zu beschwören. 

Diese Strategie reicht zurück bis zur kubanischen Raketenkrise, als die Konfrontation zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten von Amerika die beiden Länder an den Rand eines Atomkriegs brachte. Seither wissen die Regierungsvertreter der Vereinigten Staaten von Amerika, dass die beste Methode, die Amerikaner dazu zu bringen, alles zu unterstützen, was sie wollen, die ist, das Gespenst eines Angriffs mit Waffen der Massenvernichtung auf die Vereinigten Staaten von Amerika an die Wand zu malen.

Nur darum ging es bei der Angstmacherei vor den irakischen Massenvernichtungswaffen. Darum geht es bei der Angstkampagne um die Massenvernichtungswaffen des Iran. Man hofft, das zu erreichen, was die CIA 1953 mit dem Staatsstreich im Iran schaffte – den Sturz der unabhängigen iranischen Regierung und deren Ersetzung durch ein proamerikanisches gehorsames Regime – und die Amerikaner mit einer gefälschten und falschen Behauptung von Waffen der Massenvernichtung so in Schrecken zu versetzen, dass sie das unterstützen oder sich diesbezüglich zumindest ruhig verhalten. 

Inzwischen leiden die Menschen im Iran, wie die Menschen im Irak und die Menschen in Kuba gelitten haben. Diese sind lediglich Mittel zum Zweck, und der heißt Regimewechsel. In den Köpfen der Regierungsvertreter der VereinigtenStaaten von Amerika ist ein Regimewechsel jedes Ausmaß von Tod und Leiden der Menschen in dem betroffenen Land wert. Wie die ehemalige Botschafterin der Vereinigten Staaten von Amerika bei der UNO Madeleine Albright sagte, waren es die Tode von einer halben Million irakischen Kindern sicher wert. So denken die Vertreter der Vereinigten Staaten von Amerika heute über das Leid, das ihre Sanktionen über das iranische Volk bringt. 

Gibt es eine Möglichkeit, dass die Sanktionen einen Regimewechsel im Iran herbeiführen könnten? Natürlich. Denken Sie an Chile. Die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika tat alles, um wirtschaftliches Chaos und Zerstörung über Chile in der Zeit der Regierung Allende in den frühen 1970ern zu bringen, mit dem Ziel eines Regimewechsels.

Es funktionierte. Der proamerikanische Militärdiktator Augusto Pinochet stürzte die Regierung Allende in einem gewaltsamen Staatsstreich und richtete in der Folge eine Diktatur im Sinne der Vereinigten Staaten von Amerika ein, welche „Terroristen“ und „Kommunisten“ zusammentrieb, darunter zwei junge Amerikaner, sie folterte, unbefristet einsperrte und hinrichtete, alles ohne Gerichtsverfahren. Es braucht nicht gesagt zu werden, dass für die Regierungsvertreter der Vereinigten Staaten von Amerika ein Wunschtraum in Erfüllung ginge, wenn sie im Iran mit ihren Sanktionen erreichen könnten, was sie in Chile mit Pinochet erreichen konnten.

 
     
  erschienen am 2. Oktober 2012 auf > THE FUTURE OF FREEDOM FOUNDATION > Artikel  
  Archiv > Artikel von Jacob G. Hornberger auf antikrieg.com  
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