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  Warum lieben Kritiker den Film ‘American Sniper’?

Jonathan Cook

 

Ich schaute mir American Sniper vor kurzem an, und es ist wirklich die kindischste Propaganda, die man sich vorstellen kann. Das nicht einmal deshalb, weil der Film einfach unfair ist gegenüber dem „Feind“ – meistens gewöhnlichen Irakern, die gezeigt werden als rücksichtslose und herzlose Killer, erfüllt von irrationalem Hass gegen die amerikanischen Soldaten, die gesendet wurden, um sie zu befreien von ... na gut, in dieser Neuschreibung der Geschichte ist es anscheinend al-Qaeda. Er ist auch gleichermaßen unfair gegenüber den Soldaten der Vereinigten Staaten von Amerika, die er entweder als gute Typen präsentiert, die Helden sind, oder als gute Typen, die dadurch traumatisiert werden, dass sie der Wildheit der Eingeborenen ausgesetzt werden. 

Und natürlich verzerrt der Film auch massiv die Wahrheit über Chris Kyle – einen Mann, der bestenfalls aufgrund seines kindischen Hurrapatriotismus so engstirnig war, dass er nach eigenen Angaben nie Zweifel hegte am Töten von „Arabern,“ nicht einmal Frauen und Kindern, und schlimmstenfalls ein Psychopath war, dem die Armee der Vereinigten Staaten von Amerika eine Lizenz gab, einen Amoklauf zu veranstalten.  

Aber sogar wenn man die politische Seite des Films außer Acht lässt und sein absolutes Versagen beim Erfassen von dokumentierten Fakten bezüglich des Überfalls auf den Irak, und statt dessen nur seine technischen Aspekte beurteilt, dann handelt es sich höchstens um eine langweilige Angelegenheit. Die romantischen Szenen sind zum Beispiel klischeehaft und schlecht geschrieben.

Anders gesagt, der einzige Grund, aus dem das Publikum von American Sniper schwärmt und sicherstellt, dass das einer der erfolgreichsten Filme der Geschichte wird, liegt darin, dass er ziemlich genau die Stimmung des Selbstmitleids trifft, die zur Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika vorherrscht: das Gefühl, dass diese dunkelhäutigen Menschen im Ausland, die wir zu befreien versucht haben, nicht nur böse sind, sondern, was noch schlimmer ist, auch undankbar.

Matt Taibbi hat einen guten Artikel in Rolling Stone, der meine Gefühle bezüglich des Films zusammenfasst. Aber eines spricht er nicht an: warum, wenn es so eindeutig ein mittelmäßiger Film ist, der dem Hauptdarsteller Honig ums Maul schmiert, ignoriert oder täuscht sich seine Zuhörerschaft über den Kontext, der Soldaten wie Kyle in den Irak brachte, und bringt ein Drehbuch, für das eine Produktion von Walt Disney sich schämen würde, 83% der „Top-Kritiker“ dazu, ihm auf einer Kritiker-Portalseite wie Rotten Tomatoes ein „Daumen hoch“ zu geben?

In der Praxis sind die „Top-Kritiker” die 50 oder so Filmkritiker, die für die repräsentativsten Medien der Vereinigten Staaten von Amerika arbeiten. Es sind also nahezu alle der feinsten kritischen Köpfe der Medien der Vereinigten Staaten von Amerika der Meinung, diese Klamotte mit Lob überhäufen zu müssen. Anscheinend ist sie „atemberaubend,“ „ergreifend,“ und „emotionell vielschichtig.“ Oder ist es, wenn die einzige Vielschichtigkeit, die dich interessiert, darin besteht, ob Kyle einen weiteren US-Soldaten vor den dunkelhäutigen bösen Kerlen retten kann, ehe er selbst dem posttraumatischen Stresssyndrom erliegt.

Die Kritiken von American Sniper in den Vereinigten Staaten von Amerika zu lesen ist eine gute Möglichkeit, sich nicht nicht nur die entscheidende Rolle vor Augen zu halten, die Hollywood bei der Popularisierung von Lügen über die jüngste Geschichte des Westens und bei der Desinfizierung unserer Verbrechen spielt, sondern auch die wesentliche Rolle, die die Mainstream-Medien spielen, um diesen grob vereinfachenden und heuchlerischen Fabeln eine Aura von ethischer Komplexität und intellektueller Respektabilität zu verleihen.

 
     
  erschienen am 26. Januar 2015 auf > Jonathan Cook: The Blog from Nazareth > Artikel  
  Archiv > Artikel von Jonathan Cook auf antikrieg.com  
 
siehe dazu im Archiv:
  Mouin Rabbani - Israel mäht den Rasen
  Paul Craig Roberts - Raub und Mord bilden Israels Weg durch Palästina
  Susan Abulhawa - Die abscheuliche Heuchelei des Westens
  Ismael Hossein-zadeh - Das Chaos im Mittleren Osten und darüber hinaus ist geplant
 
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