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  Zwei Zinken einer Gabel

Robert C. Koehler

 

So eine sanfte Abscheu! Es sieht fast nicht aus wie Rassismus.

"Aber es sind auch keine Menschen, die sich leicht in die Vereinigten Staaten, in unsere moderne Gesellschaft integrieren würden. Sie sind überwiegend ländliche Menschen in den Ländern, aus denen sie kommen - die Schulbildung der vierten, fünften und sechsten Klasse ist eine Art Norm. Sie sprechen kein Englisch, offensichtlich ist das eine große Sache. Sie sprechen kein Englisch. Sie integrieren sich nicht gut, sie haben keine Fähigkeiten."

Warum sich die Mühe machen, diese Worte John Kellys am Leben zu erhalten? Es gibt soviel wichtigere Nachrichten als die vom Stabschef des Weißen Hauses, der letzte Woche in einem Interview mit NPR Unwissenheit und Pseudoempathie zum Ausdruck brachte.

"Das sind keine schlechten Menschen", sagte er. "Sie kommen aus einem bestimmten Grund hierher. Und ich habe Verständnis für den Grund. Aber die Gesetze sind die Gesetze."

Das ist so was von Trump Lite! Es tut uns so leid, ihr ungebildeten Mittelamerikaner, aber wir müssen euch von Amerika fernhalten, und wir müssen außerdem alle Kinder wegnehmen, die ihr mit an die Grenze bringt, um andere von eurer Art vom Versuch abzuhalten, sich einzuschleichen. Das Gesetz ist das Gesetz.

Meinte Kelly es ernst mit seinem Ausdruck von "Sorge" oder war er einfach zynisch? Diese Möglichkeiten fühlen sich an wie zwei Zinken einer Gabel, von denen die schmerzhafteste die erste ist. Wenn er ernsthaft an die bedauerliche Unzulänglichkeit der Asylsuchenden glaubt - im Gegensatz dazu, sie nur zu zitieren, um ein grausames rassistisches Gesetz zu rechtfertigen -, dann ist das hier nicht einfach Rassismus, sondern Unwissenheit auf höchster Ebene der amerikanischen Regierung, die in aller Stille nationale Politik mit so etwas wie evangelischem Eifer gestaltet.

Zynischer Rassismus bedeutet, der politischen Basis einen Knochen zuzuwerfen, was Matthew Yglesias, der bei Vox schreibt, bezeichnet als "das Versprechen des Trumpismus - die Definitionen dessen, der dazu gehört, einzuengen, indem er Außenstehende einem Regime der Grausamkeit unterwirft und so den bevorzugten Status der Insider stärkt".

Ignoranter Rassismus bedeutet, selbst daran zu glauben: sich nicht als den "Boss", sondern als moralischen Krieger zu sehen, der Amerika wirklich vor leider ungebildeten (äh, nicht-weißen) Lateinamerikanern schützt, die nach einer Chance und einem besseren Angebot suchen. Tut mir leid, dieses Land ist geschlossen, zumindest für Sie.

Was ich fürchte, ist, dass Zynismus vielleicht eine humane oder vernünftige Grenze hat, Unwissenheit aber nicht. Wenn rassistische Ignoranz die Bürgerrechtsbewegung überlebt hat - nicht nur auf der Ebene verstreuter Individuen, sondern auch auf der Ebene nationaler Entscheidungen - ist sie vielleicht unüberwindbar. Wir werden immer Feinde haben, die wir fürchten und bekämpfen müssen, nicht nur weil ein netter, böser Feind (oh Saddam, wo bist du jetzt?) es einfacher macht, ein Land in einem Gefühl der Einheit zusammenzubringen, sondern weil wahre Gläubige herrschen. Und wahre Gläubige sind nicht offen für mehr Erkenntnis.

So, wie das New York Magazine erklärt: "Die Trump-Administration hat kürzlich eine Politik der Trennung von Familien eingeführt, die die US-Grenze illegal überschreiten, einschließlich derer, die in unser Land einreisen, um ihr Recht auf Asyl geltend zu machen. Was heißen soll: Wenn eine Mutter in Honduras auf die falsche Seite der lokalen Banden gerät - und mit ihren Kindern in die Vereinigten Staaten flieht, um vor ihren Vergeltungsmaßnahmen Asyl zu suchen - werden die US-Behörden ihre Kinder als "unbegleitete Minderjährige" behandeln und sie in getrennten Einrichtungen festhalten, während sie versucht, zu ihrem Recht zu kommen.

"Oder, wie Justizminister Jeff Sessions es ausdrückte: 'Wenn Sie ein Kind schmuggeln, dann werden wir Sie strafrechtlich verfolgen und dieses Kind wird von Ihnen getrennt, wie es das Gesetz verlangt.'"

Was ich sehe, sowohl in Sessions' selbstgefälliger Gewissheit als auch in Kellys bedauerndem Achselzucken, ist der Glaube, dass einige Leute wichtig sind und andere nicht. Und ein Land ist großartig wegen seiner Gleichheit.

Das ist nicht das Land, an das ich glaube, aber es ist das Land, das auf einem gestohlenen Kontinent gegründet und durch die Arbeit der Versklavten und Ausgebeuteten aufgebaut wurde. Christopher Keelty schreibt zum Beispiel über die amerikanische Waffenkultur und weist darauf hin, dass "der Rassismus, der die Waffenkultur beeinflusst, tief in der amerikanischen Geschichte und in der Geschichte der Schusswaffen selbst verankert ist. In den Kolonien, die zu den Vereinigten Staaten werden sollten, waren die europäischen Siedler gesetzlich verpflichtet, Schusswaffen zu besitzen, um die Indianer, die von ihrem Land vertrieben worden waren, zu bekämpfen. Samuel Colt erfand seinen Revolver, die Waffe, die 'den Westen gewann', speziell um Sklavenaufstände zu unterdrücken."

Und Michael Daly, der auf Kellys irische Abstammung verweist, erinnert an die Katastrophe von Pemberton Mill in Lawrence, Massachusetts, wo: "Am späten Nachmittag des 10. Januar 1860 gusseiserne Säulen im Gebäude, die sich später als defekt heraustellten, sich unter dem zusätzlichen Gewicht verbogen. Die Struktur brach plötzlich zusammen und tötete 167 Arbeiter."

Die meisten Toten und Verletzten waren schottische und irische Einwanderer. Der Besitzer der Fabrik, David Nevins, der zusätzliche Maschinen in das Gebäude, das er drei Jahre zuvor gekauft hatte, gepackt und damit die unsicheren Arbeitsbedingungen geschaffen hatte, war notorisch verächtlich gegenüber den Iren, betonte Daly. Er hätte einen Iren nicht in sein Haus gelassen, um ein Leck in seinem Dach zu reparieren, aber er konnte diese ungebildeten Immigrantenseelen gebrauchen - und verbrauchen, um Geld zu verdienen.

Das ist die Geschichte, die ich in Kellys Worten höre: "Sie sprechen kein Englisch. Sie integrieren sich nicht gut, sie haben keine Fähigkeiten."

Es spielt keine Rolle, was mit ihnen passiert. Oder mit ihren Kindern.

 

18. Mai 2018

 
     
  Archiv > Artikel von Robert C. Koehler auf antikrieg.com  
  Robert Koehlers Artikel erscheinen auf seiner Website COMMONWONDERS.COM > Artikel  
 
Zur Finanzierung seiner Aktivitäten wie seiner Website www.commonwonders.com ist Bob Koehler auf Spenden angewiesen. Diejenigen Leser, die gerne für antikrieg spenden würden (ja die gibt´s), verweise ich hiermit gerne auf Bob Koehler!

Bob Koehler (er bezeichnet sich als Friedensjournalist, was ich gerne bestätige - ich finde seine Plädoyers für das friedliche Zusammenleben und friedliche Lösungen immer wieder anregend und überzeugend, getragen von einem Guten Willen, der seinesgleichen sucht) gehört quasi zum Stammpersonal von antikrieg.com. Seine Beiträge sind eine große Bereicherung und ich freue mich, dass sie einen großen Leserkreis ansprechen. Sie finden sie alle hier im Archiv. Als Einzelkämpfer muss Bob selbst dafür sorgen, dass er die erforderlichen Mittel für seine Aktivitäten auftreibt, wobei die Möglichkeiten, Artikel in Publikationen unterzubringen, die dafür bezahlen, immer seltener werden.

Über seine Website kann man sein Buch "Courage Grows Strong at the Wound" ("Der Mut wird stark an der Wunde" - leider nur in englischer Sprache erhältlich) – bestellen und können auch Spenden abgewickelt werden.

Völlig problemlos funktioniert Spenden über PayPal (habe ich selbst getestet), wo man nur Bobs e-mail-Adresse - koehlercw@gmail.com - einzugeben braucht und keinerlei Formalitäten erforderlich sind.

 
 
Sehen Sie dazu im Archiv:
  John F. Schumaker - Der demoralisierte menschliche Geist
  George Szamuely - Der betrügerische Krieg der NATO im Namen der Frauen
  John Horgan - Warum Töten Soldaten Spaß macht 
  Klaus Madersbacher - Seuchen
  Ismael Hossein-zadeh - Warum Regimewechsel in Libyen?
  John Pilger - V I E T N A M - Psychokrieg gegen die Geschichte
  Ann Jones / Nick Turse - Amerikas Kindersoldaten
  Chase Madar - Guantánamo, Ausnahme oder Regel?
  Glenn Greenwald - Das Verbrechen des “Nicht-Zurück-Schauens”
  Paul Craig Roberts - Privatisierung ist ein Sprungbrett für Korruption, Gleichgültigkeit ist ein Sprungbrett für Krieg
  Susanne Kablitz - Die Magie der Angst
  Debbie Harbeson - Einige tiefer gehende Gedanken zum Krieg
  Oded Na'aman - Die Kontrollstelle
  Glen Ford - Obamas Krieg gegen die Zivilisation
  Jonathan Turley - ‘Wir haben ein paar Leute gefoltert’
  Paul Craig Roberts - Was uns Obama in West Point sagte
  David Swanson - Das Pentagon versucht, aus Verlierern Sieger zu machen
 
 
     
  Die Politik der Europäischen Union gegenüber Syrien ist nicht nur scheinheilig, zynisch und menschenverachtend, sie ist ein Verbrechen gegen den Frieden. Das wird etwa durch einen durchgesickerten UNO-Bericht (>>> LINK) bestätigt (von dem Sie nicht viel hören werden ...), siehe auch den Bericht der US-Abgeordneten Tulsi Gabbard (LINK) und das Interview mit dem niederländischen Pater Daniel Maes (LINK)! Neuere Informationen finden Sie in dem Artikel "In Syrien hungert jeder Dritte (LINK)". Der Bericht des Welternährungsprogramms der UNO (LINK) spricht Bände und kann daher dem breiten Medienpublikum wohl auch nicht zugemutet werden. Weitere Neuigkeiten über dieses Musterstück barbarischer Politik finden Sie >>> HIER.

Das ist die Politik der Europäischen Union, die offenbar von bestimmten Interessengruppen gelenkt wird und sich aufführt wie die Vereinigte Kolonialverwaltung der europäischen Ex-Kolonialmächte. Warum unsere politischen Vertreter nicht gegen diese kranke und abwegige, für keinen vernünftigen Menschen nachvollziehbare Politik auftreten, fragen Sie diese am besten selbst!

 
> Appell der syrischen Kirchenführer im Juni 2016 (!): Die Sanktionen der Europäischen Union gegen Syrien und die Syrer sind unverzüglich aufzuheben! (LINK) <
     
 
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